In der Halong Bucht stauen sich die Touristenschiffe
Vor fast 40 Jahren bin ich das erste Mal durch Vietnam gereist. Organisiert wurde der Trip damals von der deutschen Freundschaftsgesellschaft Vietnam, die wenige Jahre zuvor von Protestgruppen gegen den Vietnamkrieg gegründet worden war. Entsprechend klar verliefen die Diskussionen in der kleinen Reisegruppe, in der ich als Schweizerin einen Exotenstatus einnahm.
Die Fahrt von Saigon nach Hanoi führte durch ein kriegsversehrtes Land. Zerbombte Häuser, in den Spitälern zeigte man uns die Auswirkungen von Agent Orange, dem dioxinhaltigen Entlaubungsmittel, das die US-Truppen in den Kriegsjahren massenhaft eingesetzt hatten: Im Formaldehyd schwammen Föten mit kaum vorstellbaren Missbildungen.
Auf den staubigen Strassen bewegten sich die Menschen zu Fuss, auf Fahrrädern, auf Ochsenkarren, in lädierten Jeeps und auf altertümlichen Lastwagen.
Das war 1983, acht Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs.
Und das ist Vietnam 2024. Hanoi in Zahlen: 8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, 5 Millionen Scooter, eine geringe Anzahl Fahrräder, ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem.
Zu Fuss gehen: Das kam nur mir und ein paar anderen Wahnsinnigen in den Sinn. Mehr davon in einem späteren Eintrag.
Meine aktuelle Reise fand im Oktober 2024 mit Thurgau Travel statt. Rund 10 Tage verbrachten wir auf dem gemütlichen Hotelschiff "RV Angkor Pandaw". Die Reise startete in der Halong-Bucht, an Bord 12 Gäste, der Reisebegleiter und 19 Angestellte und endete in Viet Tri, einem Ort nordwestlich von Hanoi.
Die Touristenströme konzentrieren sich in Nordvietnam fast ausschliesslich auf die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Halong-Bucht sowie auf die Hauptstadt Hanoi.
Zu unserem Glück hatte die touristische Hauptsaison noch nicht begonnen. Dennoch war die Dichte an Hotelschiffen, die zwischen den markanten Felsinseln dümpelten, bemerkenswert.
Die Halong-Bucht (vietnamesisch: Vịnh Hạ Long) ist ein rund 1500 km² grosses Gebiet im Golf von Tonkin. Nach offiziellen Angaben ragen 1969 Kalkfelsen, zumeist unbewohnte, mit Regenwald bedeckte Inseln und Felsen, zum Teil mehrere hundert Meter hoch aus dem Wasser.
Zwischen den Kegeln kann man schwimmende Dörfer besuchen. Die Menschen leben hier von Fischfang und Austernzucht, aber auch vom Tourismus. Allerdings hat der Taifun "Yagi", der nur wenige Tage vor unserer Ankunft über den Norden Vietnams zog, auch in der Bucht gewütet und zahlreiche Fischzuchtanlagen und Häuser zerstört.
Zu den Musts gehört die Besichtigung einer der grossen Karsthöhlen im Zweierkajak oder auf einem Ruderboot. Die Stalaktiten hängen teilweise so tief, dass man froh um den berühmten vietnamesischen Kegelhut ist, der einem von der Besatzung ausgehändigt wurde.
Auf dem Höhlen-Trip
Nach so viel Hochglanz-Tourismus freute ich mich auf die Weiterfahrt aus der Bucht in die Seitenarme des Roten Flusses in Richtung Hanoi.
An Unterhaltung auf dem Schiff fehlt es nicht.