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Die ominöse Brücke, die jede Weiterfahrt verunmöglicht. |
Gemäss Programm führt unsere Reise von der Grenzstadt Ouésso aus mit den drei Schnellbooten auf dem Sangha zum Dreiländereck Kamerun - Zentralafrikanische Republik - Republik Kongo und weiter in die Zentralafrikanische Republik. Unser Ziel: Der Nationalpark Dzanga Sangha, wo wir drei Nächte in einer Lodge verbringen werden.
Rund 5 km vor Ouésso versperrt eine überaus kuriose Brücke die Weiterfahrt. Sie ist so tief angelegt, dass selbst kleinere einheimische Transportschiffe keine Durchfahrtmöglichkeit mehr haben.
Die Mannschaft sieht sich gezwungen, die Aufbauten auf unseren Schnellbooten zu demontieren. Mit eingezogenen Köpfen dirigieren die Bootsführer die drei Boote unter der Brücke hindurch, die Dachaufbauten werden derweil über Land getragen und auf der anderen Seite wieder montiert.
Ich nutze die Freizeit und spaziere zur Brücke. Auf beiden Seiten sind Sperren angebracht, die jedoch leicht geöffnet werden können. An beiden Brückenenden sind keine ausgebauten Zufahrtstrassen zu erkennen.
Der gesamte Bauplatz wirkt verlassen.
Auf unserer Seite steht ein abgetakelter Bagger. Er löst wenigstens ein Rätsel: Er gehört der China Road and Bridge Corporation (CRNC), wie ich auf dem Ungetüm lese. Womit klar wird, dass hier war die chinesische Regierung am Wirken war - oder noch immer ist - wie fast überall in Afrika.
Der einsame Bagger bekommt eine neue Aufgabe zugewiesen: An ihm wird kurzerhand die "Princesse" an einem langen Stahlseil "verankert".
Der Kapitän, heute nicht in seiner gelben Hose unterwegs, scheint mit der Vorgehensweise einverstanden zu sein.
Die Lösung des Rätsels habe ich ebenfalls erst nach meiner Rückkehr in die Schweiz lösen können. Demnach soll an dieser Stelle eine 616 m lange Brücke entstehen, welche über eine ebenfalls noch zu bauende geteerte Zufahrtstrasse von 47 km Länge die beiden Städte Ouésso und Pokola verbinden wird.
Wie erinnerlich: In Pokola steht das grösste Holzverarbeitungswerk der Republik mit rund 30'000 Einwohnern.
Der Auftrag ging für die Dauer von drei Jahren an den chinesischen Staatskonzern CRBC. Finanziert werden sollte das Projekt durch die Entwicklungsbank der Zentralafrikanischen Staaten. Gesamtkosten: 160 Millionen Dollar.
Am 20. Mai 2023 schritt Präsident Denis Sassou Nguesso im pompösen Outfit, einen kunstvollen Ebenholzspazierstock in der Hand, in Ouésso über den Roten Teppich, umgeben von Militärs und Ministern, um den Grundstein für das Infrastrukturprojekt zu legen.
Die Chinesen stellten danach schon mal die kuriose Brücke hin. Diese, so las ich weiter, ist lediglich eine Konstruktionshilfe für den Bau der richtigen Brücke über den Sangha. Doch nun läuft vorderhand nichts mehr. Der Grund dafür, wie im August dieses Jahres bekannt wurde: Die Entwicklungsbank ist 18 Monate nach Baubeginn im Verzug mit den Auszahlungen - und dies nicht nur bei diesem Projekt.
Wird das Vorhaben jemals ein erfolgreiches Ende finden? Auf jeden Fall dürfte vorerst auch keine Hilfe aus China kommen. Seit Monaten reduziert Peking seine Kreditvergabe deutlich. Denn auch Chinas Wirtschaft kommt nicht in Gang und die chinesischen Kommunen haben selber enorme Schuldenprobleme.
Die gravierenden Folgen tragen die kleinen und grossen Unternehmen entlang des Sangha Rivers, wie wir in Ouésso beobachten können. Eine einzige in die Jahre gekommene Fähre verbindet die Stadt mit dem gegenüberliegenden Ufer. Eine zweite Fähre, die halb umgekippt an Land liegt, scheint schon lange nicht mehr in Betrieb zu sein.
Pro Fahrt über den Fluss kann lediglich ein
Schwertransporter aufgeladen werden.
Die Anlegestelle auf der anderen Flussseite, die Zufahrtsstrasse ist eine Piste.
Die Lastwagen stauen sich bis zu vier Tage auf beiden Flussseiten, bis sie mit der Fähre rüber können.
Und hier noch ein Nachtrag: Im Juli/August 2024 wollte die "Princesse" mit 26 Gästen an Bord von Ouésso nach Brazzaville fahren. Nur wenige Kilometer nach dem Start blieb sie auf einer Sandbank stecken. Nach zwei Tagen zeigte sich: Das Schiff ist nicht zu deblockieren. Die Gäste wurden an Land verfrachtet und mussten auf der Strasse die "Flussreise" machen.
Daniel Ducrot, der Besitzer des Reisebüros, das die "Princesse" gechartert hat, soll laut einem Artikel in der FAZ vom 10. Oktober bei den Baubehörden der Brücke um einen Baustopp gebeten haben. Wegen des steigenden Wasserpegels bestand Hoffnung, dass das Schiff bald wieder manövrierfähig sein würde. Andernfalls wäre die "Princesse" für immer hinter der Brücke eingesperrt gewesen.
Und so geschah es, das Schiff kam schliesslich kurze Zeit danach frei. Die Brücke wurde vollendet und liegt nun im Dornröschenschlaf....
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