Panoramatafeln sind eine nützliche Erfindung. Sie orientieren die Gäste auf Bergen und anderen Aussichtspunkten, wo die berühmten Gipfel zu sehen sind, aber auch Städte und Seen.
Zum Beispiel die schönste Bergkette der Welt! Aha! Da sind sie ja, Eiger, Mönch und Jungfrau.
Die nützlichen Dinger stehen selbstredend auch auf der Rigi - der Königin der Berge, wie der markante Gipfel von den örtlichen Tourismusverantwortlichen angepriesen wird. Nicht zu unrecht, wie hier angemerkt sei.
Das Problem bei den Panoramatafeln ist oft, dass die Designer zu viele Orte markieren, was die Lesbarkeit stark einschränkt.
Mit Absicht? Auf der Rigi stand ich jüngst vor einer Tafel, die in Richtung West-Nordwest ausgerichtet war: Jurakette, die Vogesen, die Schwarzwaldgipfel - alle wurden sie hier minutiös aufgeführt. Aber nicht nur sie.
Das Auge bleibt plötzlich an einem Namen hängen: Leutschenberg. Leutschenberg? Noch nie gehört, denkt sich die Zürcherin, weil ihr zum Begriff Leutschen nur das Leutschenbach-Quartier in Zürich-Nord einfällt.
Eine kurze Recherche ergibt: Der Leutschenberg ist ein bewaldeter Hügel (925m) und befindet sich neben der bekannten Geissfluh, die wiederum in jener Jurakette steht, die gleich mehrere Kantone traversiert: Aargau, Solothurn, Baselbiet. Auch ich habe hier zahlreiche Wanderungen gemacht, doch den Leutschenberg habe ich nie wahrgenommen.
Meine Vermutung: Der Leutschenberg liegt einer Person besonders am Herzen, die an der Ausgestaltung der Tafel auf der Rigi mitgemacht hat. Und so den Namen des unscheinbaren Hügels reingeschmuggelt hat.
Ein Einzelfall? Keineswegs. Auf dem "WalserSagenWeg" (https://tourismus.li/erlebnisse/sommerurlaub-in-liechtenstein/wandern/themenwege-und-lehrpfade/walsersagenweg) stiess ich in Triesenberg (Liechtenstein) auf eine besonders interessante Informationstafel. Sie zeigt das Relief des Rheintals ohne Ortschaften. Alles ist in Weiss gehalten, als würde man auf eine Gletscherlandschaft blicken. Eingezeichnet sind nur die Bergketten Werdenberg und Alpstein, jeder Gipfel feinsäuberlich mit Namen gekennzeichnet. Und der Rhein, der hier durchfliesst.
Die vom Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) erstellte Tafel "modelliert die Form der Erdoberfläche ohne Bebauung und Bewuchs. Gewisse hier dargestellte Landschaftsteile können somit durch die Vegetation verdeckt sein", heisst es in der Erklärung.
Alles verstanden.
Und dann das! Auf der Tafel taucht ein irritierender Name auf: Strafanstalt Saxerriet. Das Männergefängnis steht in Sennwald im Kanton St. Gallen. Warum ausgerechnet diese Einrichtung auf die Karte genommen wurde, wissen wohl nur die Topografen in Bern und ihre Auftraggeber in Liechtenstein.