Sonntag, 25. Mai 2025

Tunesien III: Die Regierung hat das Land fest im Griff, nicht jedoch den Müll. Und zum Schluss Erhellendes zu den modernen Bauruinen.


Durchkommen nur zu Fuss. Unser Hotel lag hinter dem Regierungsviertel, das von der Polizei rund
um die Uhr bewacht wird. 


Nebst den den berühmten Ruinen wollte ich auch Erkenntnisse über das moderne Tunesien gewinnen. Die bekam ich bereits am ersten Abend serviert, als uns die Polizei am späten Abend die Zufahrt mit Kleinbus ins Hotel in der Altstadt von Tunis strikte verweigerte. Grund: Um zum Hotel zu gelangen, mussten wir erst an zahlreichen Ministerien und Verwaltungsgebäuden vorbei gehen. Die Wege waren mit Eisengittern und Sperrvorrichtungen abgeriegelt. 

Tunesiens Präsident Kais Saied, seit 2019 im Amt, regiert mit eiserner Hand. Im Oktober letzten Jahres sorgte er für Schlagzeilen, weil er Lady Samara, Tunesiens berühmteste Influencerin mit einem Millionenpublikum verhaften und zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe bestrafen liess. Die Behörden warfen ihr vor, sie verstosse gegen die "moralischen Werte Tunesiens". Auch andere Influencerinnen wurden verhaftet.

Die rigorose Einschränkung der Meinungsfreiheit trifft mittlerweile auch bekannte Anwälte, Medienschaffende und Aktivistinnen. Sie werden verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. 


Der tägliche Spaziergang durch den Müll


An den Müllbergen am Gassenrand haben die Katzen ihre Freude. 



Ob es wohl auch Leute trifft, die sich für mehr Umweltschutz im Land stark machen? Die Frage mag etwas deplaziert wirken, doch das Land hat ein enormes Müllproblem. Oder krass formuliert: Tunesien ist eine riesige Müllhalde. Ob in den verwinkelten Altstädten, in den modernen Aussenquartieren: An allen Ecken und Enden stapeln sich Abfälle aller Art. 

Laut dem WWF ist Tunesien. bezogen auf die Einwohnerzahl, einer der grössten Verursacher von Plastikmüll in der Mittelmeeranrainerregion. Ein Grossteil des Abfalls besteht aus Plastik, Papier, Karton und organischen Abfällen. 

Dass das Land bisher kaum eine wirksame Müllverwertung auf die Beine gestellt hat, zeigt sich etwa auf Brachflächen innerhalb und am Rand der Städte. Hier wird Bauschutt aller Art abgeladen und eben der Müll, den die Menschen tagtäglich produzieren. 


Baubrache mitten in der Stadt. Idealer Ort, um den Müll zu entsorgen. 


Und auch die berühmten Ausgrabungsstätte, von denen viele zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, werden nicht verschont. Flaniert man in den Ruinenstätten, trifft man nicht nur auf gut erhaltene Bäder, Säulen und Überreste von Mosaiken sondern eben auch auf Plastikflaschen, Kunststoffverpackungen und Aludosen. Das scheint, ausser einigen ordnungsliebenden Kulturtouristinnen und -touristen, niemanden zu stören. 


Ob mit oder ohne Ausbildung: Die Arbeitslosenrate ist hoch. 

Kommt dem Abfall keine Beachtung zu weil die Menschen in Tunesien wichtigere Probleme haben? Bei meiner täglichen Internetrecherche zu Tunesien stiess ich auf  die neuste Arbeitsmarktstatistik: Im ersten Quartal lag die Zahl der Arbeitslosen bei knapp 16 Prozent. 

Schlüsselt man die Zahl auf, wird das Bild indessen noch düsterer. Bei den gut ausgebildeten Tunesier lag die Rate bei 23,5 Prozent. Differenziert man nach Geschlecht, waren knapp 31 Prozent der Frauen ohne Job. 

Ohne Berücksichtigung der Ausbildung sieht die Sache noch prekärer aus: In der Alterskategorie 15 bis 24 Jahre registrierte man im ersten Quartal knapp 38 Prozent Arbeitslose. Beide Geschlechter lagen dabei fast gleichauf. 


Es wird gebaut, doch nicht alles auch beendet. Kleine Kunde der Bauruinen. 

In Tunesien gibt es eine weitere Besonderheit zu besichtigen. In den wunderschönen Altstädten trifft man immer wieder auf verriegelte Portale. Je nach Zerfall der Türe erblickt man dahinter zerfallende Häuser und natürlich Abfallberge. Gemäss unserem tunesischen Guide ziehen viele Leute, die es sich leisten können, aus der Medina weg. Mangels Käufer zerfallen die alten Häuser. Ob sich die Stadtverwaltungen dieses Problemes annehmen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. 

Und riesige Ruinen säumen auch eine bekannte Avenue in unmittelbarer Nähe des Meeresstrandes in Sousse. Hier wurden Hotelkästen und riesige Appartmenthäuser errichtet, doch offensichtlich nie vollendet. Am Grad des Zerfalls kann man erkennen, dass dieser Zustand schon seit Jahren anhält. 


In Sousse reiht sich an einem Strandabschnitt eine Bauruine an die andere.


Bauruinen neueren Datums stehen in Cap Bon herum. Die Halbinsel östlich von Tunis ist ein beliebtes Ausflugsziel. Hier bauten bereits die alten Römer Steinquader ab. Und hier befindet sich auch  die bereits erwähnte Ausgrabungsstätte Kerkuoane, die wahrscheinlich besterhaltenen phönizischen Stadt  in Nordafrika. Zwischen den Orten sahen wir immer wieder leerstehende Häuser neueren Datums. Die Leute bauten, bis ihnen das Geld ausgehe, so die Erklärung des Guides. Wenn dann irgendwann wieder mal Bares vorhanden sei, werde weitergebaut. 



Die wohl spektakulärste Bauruine in Tunis: Das Hotel Du Lac. 

Die wohl berühmtestes Bauruine der Moderne steht hingegen in Tunis. Es ist das Hotel Du Lac. Der Kasten hat die Form einer umgekehrten Pyramide und wurde vom italienischen Architekten Raffaele Contigiani 1973 errichtet und galt damals als Symbol postkolonialer Architektur in Tunesien. 

Zur Berühmtheit trug auch bei, dass der berühmte US-Regisseur George Lucas sich hier angeblich zum Design der Sandcrawler in "Krieg der Sterne" (1977) inspiriert haben soll. Der Film war zu Teilen in Tunesien gedreht worden.  

Um die Jahrtausendwende wurde das Hotel geschlossen und mutierte seither zum Dauersorgenkind. 2011 wurde das Hotel 2011 an die staatliche libysche Immobilienfirma LAFICO verkauft. Erste Pläne zum Abriss wurden wegen der libyschen Staatskrise auf Eis gelegt. Danach legten sich Bürgerorganisationen quer gegen einen Abriss. 

Und so bröckelt der berühmte Bau vor sich her. Die Strukturen sollen mittlerweile instabil sein, die Fenster sind eingeschlagen, um das Erdgeschoss wachsen die Berge von heruntergefallenen Ziegeln. 


Aus dem Kleiderschrank, aus den Sinnen....

Und noch eine Besonderheit bleibt mir in Erinnerung: Dass die Altkleidersammlungen in Europa in Afrika landen, ist längst bekannt. In Tunesien konnte ich diese zweifelhafte Entsorgung hautnahe erleben. Auf fast allen Souks trifft man früher oder später auf lange Stände, auf denen massenhaft Kleiderberge herumliegen. "Man kauft hier per Gewicht ein und hofft, dass man in der erworbenen Menge auf ein Markenprodukt stösst", erklärte mir unser tunesischer Guide mit einem Augenzwinkern. In Tunesien nennt man diese Ware "la fripe". Was keine Abnehmer findet, landet danach auf Abfallhalden jeder Art.  


Altkleidermarkt in der historischen Altstadt von Sousse.




Und was man nicht losbringt, landet auf Müllplätzen unter freiem Himmel, wie hier in der historischen Kashba in Sousse. 




 


 

 



 

 





Tunesien I: Fliegen als Abenteuer, Wohnen als Genuss, alles über Mosaiks im Bardo, was Katzen und Hunde in Tunesien unterscheidet und Recycling in der Antike

Wenn Türen zu Kunstwerken werden. Portal in Tunis. 

Tunesien war bisher ein weisser Fleck auf der Weltkarte meiner Reisedestinationen. Da kam die von der NZZ in Zusammenarbeit mit der Reisehochschule Zürich organisierte zehntägige Reise unter dem ungewohnten Titel "Tunesien im Spiegel von Paul Klee" gerade richtig. 

Knapp zwei Stunden dauert der Flug von Zürich nach Tunis, also eine eher kurze Sache. 

Wäre da nicht die tunesische Fluggesellschaft Tunisair gewesen. Drei Tage vor Abflug erfahren wir, dass der geplante Flug um die Mittagszeit ausfällt und wir erst am Abend um 18.45 starten würden. 

Doch um diese Uhrzeit stand keine tunesische Maschine in Zürich. Sie befand sich, wie ich via Flightradar herausfand, zu diesem Zeitpunkt noch immer in Tunis. Kurz nach 19 Uhr rollte die Maschine schliesslich zu unserem Gate in Zürich (der Zeitunterschied zwischen Tunesien und der Schweiz beträgt eine Stunde). 

Der Blick auf die Rücklehne des Vordersitzes war auch nicht sehr ermutigend. Das Netz, in dem normalerweise das Infomaterial (Sicherheitsvorschriften, Hochglanzbroschüren u.a.) verstaut ist, fehlte. Abgerissen und nicht ersetzt. 

Ein Blick ins Onlineportal Aerotelegraph bestätigte, was man vermutete. Bei der nationalen Airline liegt vieles im Argen. Also Augen zu und durchatmen. 

Um 22.30 Uhr erreichten wir schliesslich unser Hotel Dar El Jeld in Tunis - die letzten Meter zu Fuss. Grund: Das Hotel liegt zwar in der Altstadt, aber die Zufahrt wird von der Polizei Tag und Nacht rigoros abgesperrt, weil sich zahlreiche Ministerien und Verwaltungsgebäude am Rand der Altstadt befinden. Es war unser erster Kontakt mit der aktuellen politischen Lage in Tunesien. 

Das Hotel, dessen Eleganz sich erst hinter der Eingangstüre zeigte, entschädigte für alle vorangegangenen Schwierigkeiten. Herrliche Dachterrassen laden zum Verweilen ein. Das Hotel besteht aus mehreren benachbarten Häusern, wie der Blick von oben in einen wunderschönen Innenhof zeigt. 


Eine der Dachterrassen des Hotels Dar El Jeld.  


Mein Zimmer im obersten Stock entpuppte sich als eigentliche Wohnung. Nach dem Entrée betritt man ein geräumiges Wohnzimmer mit gut bestückter Getränke- und Snackbar, einer interessanten Auswahl an Büchern und anderen Annehmlichkeiten. Nicht minder geräumig präsentierte sich das Schlafzimmer. Zum Ensemble gehörten schliesslich ein grosses Badzimmer und eine separate Toilette. Hier lässt es sich verweilen!


Mosaike vom Feinsten im Nationalmuseum von Bardo


Eines der unzähligen Mosaike im Bardo.


Doch das dicht gepackte Programm machte klar, dass man nicht zum Chillen da sei, sondern um die mehrere Tausend Jahre alte Geschichte von Tunesien in möglichst vielen Facetten zu erfahren. So, wie das Paul Klee im April 1914 getan hat, als er einige Tage in Tunesien verbrachte.  

Dafür sorgte unser Reisebegleiter Andreas Jahn, Germanist und Kunstvermittler, dessen Kenntnisse über Geschichte, Kultur und und vieles mehr phänomenal sind. 

Den besten Einstieg dazu bot das tunesische Nationalmuseum von Bardo, das grösste archäologische Museum Tunesiens. Es besitzt neben dem 2011 in der Türkei eröffneten Zeugma-Mosaik-Museum die weltweit bedeutendste Sammlung römischer Mosaiken. 

Die Exponaten reichen von der Frühgeschichte bis zur punischen, griechischen, römischen, frühchristlichen und arabischen Epoche. Der Schwerpunkt liegt jedoch klar auf der römischen Kunst. 

Das heutige Tunesien gehörte seit der Einrichtung der Provinz Africa proconsularis im ersten Jahrhundert vor Christus zum Weltreich der Römer. Sichtbares Zeichen der römischen Kultur waren blühende Städte, die es dank florierender Landwirtschaft und Handels zu beträchtlichem Reichtum brachten. Von den Krisen, die Rom in der Spätantike zerrütteten, blieb das Land verschont. All dies und noch viel mehr erfuhren wir im Bardo. 

Ein etwas kleineres, aber nicht minder interessantes Museum für Mosaike fanden wir übrigens einige Tage später in der Hafenstadt Sousse. Zu meinen persönlichen Highlights dort gehörte das berühmte Haupt der Medusa. 

Doch zurück zum Bardo: Am Ende waren es zwei völlig andere zeitlose Trouvaillen, die mich als Ökonomin amüsierten: 

"Nichts ist so sicher geschützt, dass es nicht mit Geld erobert werden könnte". Eine Erkenntnis von Cicero. 

"In allen Angelegenheiten herrscht das Geld!" Dies die zweite Erkenntnis, dieses Mal von Publilius Syrus festgehalten, einem römischen Autor aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. 


Als die Terroristen im Museum zuschlugen


Tafel mit den Namen der Opfer des Anschlags. 


Und wie so oft, sind auch die hässlichen Spuren der aktuellen Zeit im Bardo sichtbar. In der Eingangshalle findet sich eine Tafel mit den Namen von 24 Menschen, darunter 20 Touristen, die bei einem Anschlag am 18. März 2015 getötet wurden. An diesem Tag überfielen Terroristen um die Mittagszeit das Nationalmuseum von Bardo und schossen wahllos auf Touristen, die eben aus ihrem  Reisebus gestiegen waren. Zwei Attentäter wurden erschossen. Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) bekannte sich zum Attentat. 

Spaziert man durch den Park beim Museum, stösst man auf eine weitere Gedenktafel: Sie ist einem Deutschen Schäferhund der Polizei gewidmet, der beim Anschlag ebenfalls getötet wurde. Was eher erstaunt, weil Hunde laut Koran als unrein gelten und höchstens als Hütehunde geduldet werden. 


Das besondere Leben der Katzen in Tunesien


Katzen sind allgegenwärtig. 


Da haben es die Katzen weitaus besser. Im Islam gelten sie als saubere Tiere, die es verdienen, gut behandelt zu werden. Entsprechend gross ist die Katzenpopulation in Tunis und anderswo. Als ausgesprochene Katzenliebhaberin habe ich das mit Wohlgefallen zur Kenntnis genommen. 

Essensreste werden von vielen Leuten vor der Haustüre deponiert. Haben Katzen keine solchen "Lieferanten", werden die überall herumliegenden Abfallsäcke attackiert. Mit der Zeit allerdings hat mir diese dichte Population zu denken gegeben. Alte und kranken Katzen, Katzen nur auf drei Beinen, halb verhungerter Katzennachwuchs - auch das gehörte zum Strassenbild.

Und für Touristinnen und Touristen ohne engen Katzenbezug ebenfalls sehr gewöhnungsbedürftig: In einfacheren Restaurants sitzen immer mal wieder Katzen unter dem Tisch. Der forsche Blick nach oben ist glasklar: "Wirf mal was runter!" Wer das nicht tut, riskiert, dass die Mieze mit ihren Krallen die Tischkante anvisiert oder auf den Schoss raufklettert. 


Warum man überall auf römische Säulen stösst


Gehören zum Stadtbild in Tunesien: Römische Säulen. 


Von den Katzen zurück zu den alten Römern! Auch sie sind im modernen Tunis noch immer allgegenwärtig. Das Stichwort heisst "Spolie" und bedeutet soviel wie "Beute, Raub, dem Feind Abgenommenes". Flaniert man durch die engen Gassen der Altstadt in Tunis oder anderswo, besucht die Innenhöfe von Moscheen: Fast überall trifft man auf Säulen und Kapitelle aus römischer Zeit. 

Heute nennt man es Recycling. Die Wiederverwendung von Baumaterialien gehörte jedoch bereits in der Antike, als Baumaterial teuer und meistens knapp war, zu den selbstverständlichen Praktiken des Baubetriebs. Das galt insbesondere für Materialien wie Marmor, die von weit her herangeholt werden mussten. Und so wurden Gebäuderuinen als Steinbruch für Neubauten verwendet. In Tunesien sind Spolien hauptsächlich in Verbindung mit römischen und frühchristlichen Bauwerken und Städten zu finden. Viele Spolien stammen in Tunesien aus den antiken Städten Karthago, Utica und Dougga und  wurden in neueren Konstruktionen, wie Moscheen und anderen öffentlichen Gebäuden wiederverwendet. 

Kleine Anmerkung: Spolien findet man übrigens auch in Schweizer Kirchen und Klöstern. 













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Tunesien II: Auf den Spuren der Phönizier, bevor sie vom Römischen Imperium weggefegt wurden.


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So sah Karthago zur Zeit der Phöniziert aus. Der Hafen ist in der in der Bildmitte oben. 



In Karthago, einem nordwestlichen Vorort von Tunis, tauchten wir in die phönizische Hochkultur ein. Die Karthager wanderten ab 1000 vor Chr. aus Phönizien am Ostrand des Mittelmeeres ins heutige Tunesien ein. Geschichte schrieben sie wegen ihrer nautischen Fähigkeiten und ihrem Alphabet.

Die Kunst des Seefahrens erlaubte es ihnen, die Meerenge von Gibraltar zu durchqueren - etwas, was keine anderen Völker rund ums Mittelmeer bisher gewagt hatten. So entdeckten die Phönizier die afrikanische Küste und den lukrativen Handel, der hier betrieben werden konnte. Stichwort: Elfenbein. 

Und zum Alphabet, das wir heue kennen, trugen sie massgeblich bei. Aus ihrem Protoalphabet entstand später das griechische Alphabet, das wiederum das lateinische und andere Alphabete beeinflusste.  


Erhellendes zur Kuhhaut, auf die nichts geht....

Eher ins Reich der Legenden gehört die Gründung der Stadt Karthago. Gemäss römischer Geschichtsschreibung soll Dido, die Tochter eins tyrischen Königs auf der Flucht vor ihrem Bruder den Golf von Tunis erreicht haben. Der Numiderkönig Iarbas versprach ihr dort so viel Land, wie sie mit einer Kuhhaut umspannen könne. 

Dido schnitt daraufhin eine Kuhhaut in dünne Streifen, legte diese aneinander und markierte damit ein Territorium, das die Keimzelle Karthagos gebildet haben soll. Nach der Gründung Karthagos im Jahr 878 v. Chr. habe sich Dido den Göttern selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert, um für Wohlstand für die Stadt zu bitten.

Et voilà: Die Legende über Dido gilt als eine der möglichen Erklärungen für die noch heute bei uns gebräuchliche Redewendung "Das geht auf keine Kuhhaut".

Unser Rundgang durch Karthago begann im Hafen, was kein Zufall war. Die Umschreibung von Karthago lautet "ein vor Anker liegendes Schiff". Denn auf dem Schiff beruhte der Reichtum der Karthager. Vom doppelt angelegten Hafen, bestehend aus einem viereckigen Handelsbereich mit Kontoren und einem kreisrunden Kriegshafen ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Teile des Hafens sind verlandet und die Gegend gehört heute zu den bevorzugten Wohnlagen begüterter Tunesier.


Einst eine berühmte Hafenanlage der Phönizier, heute ein Villenviertel. 


Eine Ahnung, wie die beiden Hafenbecken ausgesehen hatten, erhält man auf dem Hügel Byrsa, den die legendäre Dido im Kuhhandel erhalten hatte. 


Eine "Brandstätte" und ihre Geschichte


Die Ausgrabungsstätte Thopet. Wurden hier Kinder geopfert?


Oberste Gottheit war Baal Hammon (lateinisch Saturn). Ebenfalls hoch verehrt wurde die Mondgöttin Thanit (griechisch Artemis). Baal Hammon sollen bis zum 3. Jahrhundert v. Chr.  Menschenopfer dargebracht worden sein. 

In der Nähe des Hafens befand sich das Heiligtum von Tanit und des Baal Hammon. Die Ausgrabungsstätte wird auch Thopet genannt, was "Brandstätte" bedeutet. Unzählige Steine, Stelen und Altäre stehen auf dem grossen Areal. Den Phöniziern war es verboten, Götterstatuen zu errichten, deshalb die Aufbewahrung der Stelen und Steine zur Beschwörung magischer Kräfte. 

Hier soll Dido gelandet sein und sich später auf einem Scheiterhaufen selbst umgebracht haben. Ob hier auch Kinder geopfert wurden, ist unklar. In Urnen fanden Wissenschaftler Reste von Föten und Neugeborenen sowie von Lämmern. Eine These besagt, dass es sich hier lediglich um ein rituelles Zeugnis der hohen Kindersterblichkeit handeln könnte. Die Frühverstorbenen wurden in Form von "Heiligenbildern" geehrt: Ihre stilisierten Gesichter wurden in Steinscheiben geritzt. 

In Karthago wird auch sichtbar, wie die Jahrtausende alte Geschichte rund um das Mittelmeer eine ständige Folge von Eroberungen, Schlachten und Niederlagen war. 

Das reiche Karthago mit Kolonien auf Sizilien, Sardinien und Korsika wurde dem Römischen Reich ab 264 v. Chr. ein Dorn im Auge. In den punischen Kriegen werden die Phönizier geschlagen. 146 v. Chr. verlangte Rom die vollständige Zerstörung von Karthago. Die berühmte Stadt wurde dem Boden gleichgemacht. 50'000 Menschen, die die Angriffe überlebten, wurden von den Römern in die Sklaverei verkauft. 


Karthago: Erst zerstört, dann wieder aufgebaut. 


Unter Caesar und Augustus wurde Karthago zur viertgrössten Stadt des Römischen Imperiums. 


Erst der berühmte Caesar beschloss 46 v. Chr., Karthago wieder aufzubauen. Es war aber dann Kaiser Augustus, der ab 27 v. Chr.  mit dem Wiederaufbau Karthagos als Hauptstadt der römischen Provinz Africa begann. Und so wurde der historische Ort in den nächsten Jahrzehnten mit 300'000 Einwohnerinnen und Einwohnern zur viertgrössten Stadt des Imperiums nach Rom, Alexandria und Antiochia. 

Ab 150 n. Chr. wurde Karthago zum Zentrum des frühen Christentums in Nordafrika. 


Spaziergang durch die einzig erhaltene phönizische Stadt

Nicht weniger wichtig für die phönizische Kultur ist die Stadt Kerkouane auf der Halbinsel Cap Bon im Osten von Tunesien. Die grosse Ausgrabungsstätte gilt als wichtigste von Nordafrika und ist von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden, weil es sich hier um die vermutlich einzige erhaltene phönizische Stadt handelt. Zerstört wurde Kerkouane vom Römischen Reich im ersten punischen Krieg. Danach wurde die Stadt nie wieder aufgebaut. 

Beim Spaziergang durch die Ruinen entdeckten wir Treppen, die auf obere Stockwerke deuten.  Die Häuser waren relativ komfortabel ausgestattet. So stiessen wir immer wieder auf gut erhaltene Badewannen und auf Fussböden, die mit einer Vorform an Mosaiken ausgestattet waren.


Gut erhaltene Badewanne in Kerkouane.


Kairouan, die viertheiligste Stadt des Islam


Für mich nicht minder spannend war der Besuch von Kairouan. Die Stadt gilt als die viertheiligste des Islam nach Mekka, Medina und Jerusalem. Sie ist auch die älteste islamische Stadt im Maghreb. Sie wurde 38 Jahre nach dem Tod des Propheten Mohammed gegründet. Auch werden hier die  Überreste von Abu Djama, einem Gefährten Mohammeds, aufbewahrt.


Die Grosse Moschee von Kairouan im Abendlicht


Die Grosse Moschee, deren Platz der Legende nach schon 670 n. Chr. ausgewählt wurde, ist ein Paradebeispiel für das Recycling von römischen und älteren Säulen. Der imposante, seit dem späten 19. Jahrhundert mit weißem und gelbem Marmor fast vollständig ausgelegte Innenhof ist von Säulengängen mit Hufeisenbögen umschlossen, die auf antiken Doppelsäulen ruhen. 



Hunderte von römischen Säulen säumen den Innenhof der Grossen Moschee. 


Mit den Römern möchte ich den kurzen archäologischen Spaziergang durch Tunesien beenden. Sie machten bei weitem nicht alles platt, wie man aus meinen Ausführungen schliessen könnte.

In Dougga, einer Ausgrabungsstätte zwischen Kairouan und Tunis fiel bereits von weitem ein Turm auf. Er steht leicht unterhalb der imposanten römischen Ruinen, die sich über einen Hügel ziehen. Thugga, wie der Ort auch genannt wurde, erlebte seine Blütezeit  als Teil der römischen Provinz Africa im 3. Jahrhundert n. Chr. 


Turmmausoleum aus numidischer Zeit in der Ausgrabungsstätte von Dougga. 


Beim Turm handelt es sich um ein Pfeilergrabmal, auch Turmmausoleum des Ataban genannt. Es wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. von den Numiden erbaut. Ihr Königreich entstand Ende des 3 Jh. v. Chr. Das Mausoleum ist erstaunlich gut erhalten und auch für seine bilingue Inschrift bekannt, die zur Entzifferung der numidischen Schrift führte. 

Warum der Turm bestehen blieb? Vielleicht deshalb, weil die Numiden hervorragende Reiter waren und in den punischen Kriegen erst für die Karthager kämpften, dann aber auf die Seite der Römer wechselten. 










 

Sonntag, 4. Mai 2025

Bhutan II: Das Land der Klöster, Mönche allen Alters und der kurvenreichsten Strassen dieser Welt.

Kann man Glück messen? Ja, sagte sich das Königreich Bhutan in den 1970er Jahren und führte das Bruttonationalglück (Gross National Happiness)  ein. Es gilt als Alternative zum Bruttoinlandprodukt (BIP) und misst das Wohlbefinden der Bevölkerung statt das wirtschaftliche Wachstum. Bhutan steht damit als weltweites Unikum da. 

Und was denkt die Bevölkerung darüber? Der Gradmesser ist wie so oft die Abstimmung mit den Füssen. Sowohl bei der ersten wie auch jetzt bei der zweiten Reise erfuhr ich, dass viele Junge das Land verlassen und vor allem in Australien ihr wirtschaftliches Glück suchen. 

Hauptgrund: Sie sehen in der wirtschaftlichen Realität ihres Königreichs keine Zukunft. Derzeit verlassen jährlich über 10'000 Junge das Land, bei einer Bevölkerung von nur gegen 800'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Wer zurückbleibt, riskiert Arbeitslosigkeit. Die Rate unter den Jungen liegt laut neueren Erhebungen im zweistelligen Bereich. 


Die wichtige Rolle der Klöster in der Geschichte Bhutans

Und der zweite Eindruck, der sich aufgrund der täglichen Begegnungen aufdrängt: Gefühlt die Hälfte der Bevölkerung lebt in Klöstern. Richtig oder falsch? Keine Ahnung, aber das Land des Donnerdrachens, wie sich Buthan bezeichnet, ist zutiefst religiös. Den weinrot gekleideten Mönchen jeglichen Alters begegnet man auf Schritt und Tritt. 


Für Kinder aus armen Verhältnissen ist das Kloster oft einzige Ausbildungsmöglichkeit.


Als tibetische und indische Mönche nach Bhutan kamen, allen voran der legendäre Guru Rinpoche, stiessen sie religiöse, kulturelle und politische Veränderungen an. Seit dem 12. Jahrhundert ist der Lamaismus die Staatsreligion in Bhutan, seine Würdenträger wiederum sind nicht nur religiöse, sondern auch politische Akteure. Ihre Klöster waren Festungen, die vor Angriffen schützen sollten, und Stützen des Feudalsystems.  

A propos Feudalsystem: Die Leibeigenschaft in Bhutan wurde erst von König Jigme Dorje Wangchuck, der von 1952 bis 1972 regierte, abgeschafft.  

Mönche  spielen nach wie vor eine wichtige Rolle im Bildungssystem. In der Vergangenheit waren Klöster oft die einzige verfügbare Bildungstätte für Kinder in ländlichen Gebieten. Noch heute schicken arme Familien aus purer Not ihre Kinder in Klöster. Nicht selten sind die Bedingungen wegen Lehrermangels und ungeeigneten Räumlichkeiten prekär. 


Wie Leki und Chening die Armutsfalle überwinden konnten. 

Auf meiner jüngsten Reise bin ich auf zwei Stories gestossen von mausearmen Bauernkindern, die auf Umwegen und mit viel Ausdauer doch noch ihren Traumjob gefunden haben.

Leki wuchs als Kind von Kleinbauern im abgelegenen Mongar-Bezirk im Ostbhutan auf. Mit 12 Jahren entdeckte Leki bei einem Besuch in einem Kloster die faszinierenden Thangkas, farbige Rollbilder des tantrischen Buddhismus, die zur Meditation in Tempeln oder Hausaltären aufgehängt sowie bei Prozessionen mitgeführt werden. 

Leki wollte unbedingt Künstler werden. Es blieb beim Traum. Angesichts der Armut seiner Eltern verliess Leki nach dem achten Schuljahr das Elternhaus und verdingte sich auf Baustellen in Westbhutan, um den Eltern nicht mehr zur Last zu fallen.  

Der Zufall wollte es, dass er just für die Renovation jenes Tempels eingesetzt wurde, wo er Jahre zuvor auf die Kunst der Thangka gestossen war. Seine alte Liebe für das Kunsthandwerk entflammte von neuem. Er kam in Kontakt mit der Choki Traditional Art School (CTAS), einer privaten Ausbildungsstätte für traditionelles Kunsthandwerk, wo Jugendliche aus ärmlichen Verhältnissen und Waisenkinder kostenlos wohnen und eine Ausbildung machen können. Die Schule hat ihren Sitz in der Hauptstadt Thimpu. 2021 wurde Leki zugelassen. 

In den nächsten drei Jahren gewann er mehrere Auszeichnungen für seine Thangkas und schuf sich einen Namen in der Kunstszene. Mit dem Geld, das er nun verdiente, unterstützt er nicht nur seine Eltern, sondern ermöglichte in diesem Jahr einem mittellosen Studenten, die Schule zu absolvieren.


Zu Besuch im Institute of 13 Arts

Wir besuchten einen Ableger dieser Berufsschule in Trashiyangtse in der nordöstlichen Ecke von Butan. Im "Institute of 13 Arts" werden junge Frauen und Männer im unter anderem im Weben, Sticken, der Herstellung von religiösen Figuren aus Holz und Lehm  und dem Schmieden von Schwertern unterrichtet. Die Ernsthaftigkeit, mit der hier unterrichtet und gearbeitet wird, hat uns sehr imponiert. 



Seidenstickerei


Kunst wird aus Holz geformt

Und was hat der Schwarzhalskranich mit Chening Dorji zu tun? Der selten gewordene Vogel aus dem Tibet verbringt die Wintermonate in zwei Reservaten in Bhutan. Und die Überraschung war gleich doppelt gross, als wir ins Phobjikha Valley einfuhren und unweit der Strasse einige Schwarzhalskraniche entdeckten? Hatten sie ihren Rückflug ins tibetanische Hochlandplateau verpasst? Ihre Artgenossen waren schon in den Wochen zuvor in ihre Heimatgefilde zurückgeflogen, wie wir erfuhren. 


Schwarzhalskraniche im Phobjikha Valley


Wie auch immer: Der Anblick der eleganten Vögel war überwältigend. Womit ich bei Chening Dorji angekommen wäre. Chening stammt aus einem abgelegenen Dort in Ostbhutan. Bereits im zweiten Schuljahr musste wurde er zurück auf den elterlichen Hof um bei der Arbeit zu helfen. 

Ein Onkel nahm in später mit in die Hauptstadt Thimpu, wo er einen Job als Hilfsfahrer fand. 1998 stellte ihn die Königliche Naturschutzgesellschaft als Fahrer an. Er begleitete Forscher und Naturschützer auf Erkundungstrips durch Nationalparks und entwickelte sich dabei zum Vogelspezialisten. Er begann, eigene Vogelbeobachtungsausflüge zu organisieren und gründete mit Gleichgesinnten und dem WWF Vogelclubs für junge Bhutanesen. 

Als ihm ein ausländischer Gast eine Kamera schenkte ermunterte ihn ein WWF-Manager, Vogelaufnahmen zu machen, statt nur durch den Feldstecher zu starren. Er brachte sich das Fotografieren selber bei und seine Bilder schafften es schliesslich bis in die Fachliteratur. 

Sowohl auf ihn wie auch auf Leki war ich bei der Lektüre des Bordmagazins der bhutanesischen Fluggesellschaft Drukair gestossen. 

Den Schwarzhalskranichen begegneten wir später noch einmal bei einem Rundgang durch durch die Hochebene von Phobjikha. Und nicht nur ihnen: Zwischen Yak-Herden landeten und starteten die imposanten Himalaya-Geier, die eine Flügelspannweite von bis zu 3 Meter haben können. 


Ein Himalaya Geier. 


Das Abfallproblem im Königreich

Ihren Flügen zuzuschauen, war ein Highlight. Senkt man die Augen wieder auf den Boden, trifft man auf eine andere Realität. Das überaus dünnbesiedelte Land, das sich als besonders umweltfreundlich propagiert, hat ein grosses Abfallproblem. Auf Schritt und Tritt treffen wir im Phobjikha-Valley auf Plastik- und Glasflaschen, leere Chips-Beutel, Alu-Abfall und vieles mehr. Im Müll lassen sich die veränderten Essgewohnheiten studieren. Snack- und Fast-Food-Verpackungen und Unmengen von Plastikflaschen für Süssgetränke landen unkontrolliert in der Umwelt.  


Abfall am Strassenrand und auf dem freien Feld


Entlang der über 700 km langen Lateral Road, wie die einzige Strassenverbindung von Osten nach Westen heisst, trifft man am Rand auf das, was das autofahrende Volk zum Fenster rauswirft. Dabei werden die Autofahrer und Wanderinnen auf Schritt und Tritt gewarnt, dass das Wegwerfen von Abfällen strafbar sei. 

Blickt man von einem der zahlreichen Aussichtspunkt entlang der Route in die grandiose Berg- und Tallandschaft, entdeckt man vielerorts Abfallsäcke, die an den bewaldeten Steilhängen "entsorgt" wurden. Zwar wurden in den letzten Jahren in Dörfern Entsorgungspunkte geschaffen, meist in Form von kleinen Häuschen, in denen man Glas, Plastik und Metall deponieren kann. Doch meist sind dieses Sammelstellen rappelvoll, was darauf hinweist, dass die Behörden den Abfall nicht weg transportieren.  


An den Sammelstellen häuft sich der Abfall. Und er bleibt so liegen. 


Bei meinem jüngsten Aufenthalt in Bhutan enervierte sich ein Leser in der ältesten Zeitung des Königreichs namens "Kuensel" über die "nationale Schande". "Was stimmt bei uns nicht? Warum können wir das Problem nicht lösen? Handelt es sich um eine kulturelle Schwachstelle oder fehlt es uns  ganz einfach an jeglichem Verantwortungsbewusstsein?" 


Bleibt nur ein frommer Werbespruch. 

Und der Leser benannte den grössten Schwachpunkt: Das Abfallverbot werde überhaupt nicht umgesetzt, es gebe weder Bussen noch würden Umweltsünder zur Verantwortung gezogen. Und offenbar hätten die Lokalbehörden ganz andere Prioritäten als die Umsetzung einer funktionierenden Abfallbewirtschaftung zu garantieren. 


Die Entschleunigung auf Bhutans Ost-West-Transversale


Steinschlag, Hangrutsch und fast keine Brücken: Bhutans Transversale von Ost nach West ist ein Abenteuer. 

Doch jetzt zu zwei ganz anderen Facetten von Bhutan. Die 700 km auf der Lateral Road von Ost nach West sind eine wahre Entschleunigungskur. Unser Driver Dodzhi fuhr den achtplätzigen Honda nie schneller als 25 bis 30 Stundenkilometer. Erstens war das Fahrzeug bis aufs Dach mit Gepäck beladen. Und zweitens ist die Lateral Road eine unendliche Abfolge von Kurven aller Art, von der übersichtlich angelegten leichten Kurve bis zur Haarnadelkurve im steilen Gelände.

Wohl aus Kostengründen werden nur ganz selten Brücken errichtet, um die Strasse zu begradigen.  Und wohl ebenfalls aus Kostengründen werden, wenn überhaupt, nur minimale Vorrichtungen gegen Steinschlag errichtet. Dies, obwohl Hangrutsche und Steinschlag allgegenwärtig sind. 

Steinschlag ist eine permanente Herausforderung im Strassenbau. 


Die langsame Fahrt erlaubt es andererseits auch Ausschau zu halten nach seltenen Vögeln und gar nicht so seltenen Affenarten. Zweimal stiessen wir auf Grau- und Goldlanguren und Makaken, die in den Bäumen in Strassennähe zu unserem grossen Vergnügen herumturnten. 


Languren im Magnolienbaum



Makaken machen "Verkehrskontrolle".


Bhutans Totenkult an jeder Strassenecke

Und natürlich ist die Strasse gesäumt von Stupas, kleinen Tempelanlagen und Gebetsfahnen. Und von überhängenden Felsen. Ob in Felsenritzen oder auf Tempelmauern: Überall findet man die kleinen Tonfiguren. Sie zeugen vom intensiven Totenkult in Bhutan und heissen Tsatsa. 


Findet man fast überall entlang von Strassen und Fusswegen: Tsatsa


Nach der Feuerbestattung wird die Asche des Verstorbenen mit Ton vermengt und aus der Masse kleine Figuren geformt. Meist erinnern sie an ein Stupa-Dach, es gibt sie in allen Grössen, zumeist in den Farben Rot, Gelb und Gold. Mit diesen religiösen Gegenständen ehren die Familien ihren Verstorbenen und nehmen Abschied, indem sie die Tsatsa in Höhlen, Felsspalten, Stupas, Tempeln und in Gebetsmühlen platzieren. 


Bhutans Küche - einmal ganz scharf, einmal ganz grün

Und mit zwei Grüssen aus der Küche beende ich meine Berichte aus Bhutan: Mein erster Gruss heisst Ema Dazhi. Ema bedeutet Chili und Dazhi Käse. Das sehr scharfe Gericht gilt als Bhutans Nationalgericht und wird zu jeder Mahlzeit serviert. Es ist ein einfacher Eintopf aus verschiedenen Chilisorten und Käse. 

Man kann die Schärfe mildern, indem man mildere Chilisorten verwendet oder andere Gemüsearten hinzufügt. In  Bhutan wird am häufigsten Cheddar-Käse verwendet, der leicht schmilzt. Traditionell wurde Yak-Käse verwendet. Er gilt inzwischen selbst in Bhutan als exotische und entsprechend teure Delikatesse.


Meine Lieblingsspeise: Das extrem scharfe Ema Datshi.

Ema Datshi zuzubereiten ist ganz einfach. Es ist ein simpler Eintopf aus verschiedenen Chilisorten, frisch oder getrocknet, und Käse. Man kann die Schärfe von Ema Datshi etwas herausnehmen, indem man entweder mildere Chilisorten verwendet oder Pilze und Kartoffeln hinzufügt. In Bezug auf den Käse wird in Bhutan am häufigsten Cheddar-Käse verwendet, welcher leicht schmilzt. Traditionell wurde der würzige Yak-Käse verwendet, er gilt inzwischen allerdings als exotische Delikatesse und kann sehr teuer sein. 

Mein zweiter Gruss heisst Adlerfarn. Das grüne Kraut ist nicht wegzudenken aus den bhutanesischen Kochtöpfen. Der Adlerfarn gilt in unseren Breitengraden als giftig, in der asiatischen Küche wird das Grünzeug hingegen als bekömmliches Gemüse zubereitet. Ich habe es nicht nur überlebt, es hat mir auch sehr gemundet. 


Farnkraut wird in Bhutan als Gemüse serviert. 


















 













Mittwoch, 30. April 2025

Bhutan I: Vom blühenden Rhododendron in den Schneesturm (30. März bis 21. April 2025)

Als ich vor bald drei Jahren zum ersten Mal nach Bhutan reiste, gab es praktisch nur ein Einfallstor: Der internationale Flughafen in Paro, ganz im Westen des Landes gelegen. Das hatte zur Folge, dass die Reisenden ihre Besichtigungstouren vor allem in der westlichen Hälfte des Landes machten, wo auch die Hauptstadt Thimpu liegt. 

Der Osten des Himalaya-Landes war damals weitgehend vom Tourismus ausgeschlossen. Ein wesentlicher Grund: Die Flugverbindungen vom Paro nach Jakar und vor allem nach Yonphula ganz im Osten glichen einer Lotterie. Und sie sind es noch heute. Die meteorologischen Verhältnisse lassen Flüge nur sehr unregelmässig zu. Und für die Alternative, eine lange Reise auf der einzigen Ost-West-Strassenverbindung, braucht es viel Zeit, was die meisten Bhutan-Reisenden nicht haben. 

Seit Oktober 2024 ist Ostbhutan für Besucherinnen und Besucher endlich näher gerückt. Der lange Zeit geschlossene butanesische Grenzübergang Samdrup Jonghkar wurde wieder geöffnet. 

Reisende können seither aus der Schweiz nach New Dehli und von dort in zweieinhalb Stunden nach Guwahati in Nordostindien fliegen und erreichen dann auf einer gut ausgebauten Strasse mit einem Taxi in wenigen Stunden den indischen Grenzort Darangamela. 


Wenn Beamte nicht mitspielen

Voller Vorfreude steuerten meine beiden Mitreisenden, darunter Christine Jäggi, die über ihr Berner Reisebüro Onthewaytours die Bhutan-Tour organisiert hat, den Grenzübergang an.

Lass dich nie aus der Ruhe bringen! Wer diese Devise nicht kennt, sollte sie spätestens auf einer Reise in diese Weltgegend verinnerlichen. 

Als wir nach 18 Uhr beim indischen Zollamt vorfuhren, waren die Lichter ausgeschaltet. Die Beamten genossen bereits ihren Feierabend. Und dies, obwohl in international zugänglichen Informationen steht, dass der Grenzposten rund um die Uhr offen sei. Der Postenchef reagierte nicht auf die Anrufe von Christine. 

Und so mussten wir notfallmässig in Darangamela ein Hotel suchen. Die Nacht wurde kurz, weil alle Hunde in der näheren und weiteren Umgebung zum nächtlichen Gebell ansetzten. (Da Hunde keine Grenzen kennen, wurden wir in den folgenden Wochen auch auf bhutanesischer Seite fast jede Nacht von den Vierbeinern beschallt.)

Am Morgen danach knallten die indischen Beamten die Stempel zügig in unsere Pässe. Der bhutanesische Beamte in Samdrup Jonghkar hingegen sah das anders. Er pochte bei einem von uns dreien auf einen Papierausdruck des Visums im Pass. Das kostete sehr viel Zeit, weil zuerst ein Drucker gesucht werden musste. Unser bhutanesischer Guide Ugyen Wangchuk, der uns zuvor in Empfang genommen hatte und uns die nächsten drei Wochen coachen würde, tat sein Möglichstes. Der Beamte blieb bei seinem Vorhaben. 




Ugyen und Dozhi, unsere Begleiter auf der Reise durch Ostbhutan. Sie sorgten für Teepausen und vieles mehr unterwegs.




Mit viel Verspätung konnte das Abenteuer Ost-Bhutan dann doch noch in Angriff genommen werden. Der erste Höhepunkt dieser Reise sollte das alpine Trecking von Merak nach Sakteng sein. Würde ich die Wanderhöhe von knapp 4160 m problemlos schaffen? Ich hoffte es sehr. 

Auf dem Weg nach Merak, dass auf 3570 m Höhe liegt und mit Sakteng zu den östlichsten Orten in Bhutan gehört, landeten wir zu unserer grossen Freude unversehens auf einem riesigen Festplatz: Das jährliche Rhododendron-Festival, das sieben Tage dauert, war voll im Gange.

Pfeilbogenschützen und Schönheitswettbewerb

In diesem abgelegenen Hochland wachsen unzählige Rhododendron-Bäume. Von den über 46 Arten in Bhutan sollen allein hier gegen 40 Spezies zu finden sein. Wir spazierten über das hügelige Gelände, wo sich täglich weit über Tausend Menschen einfinden. Sie breiten ihre Decken auf dem Boden aus und folgen den musikalischen Darbietungen. Zahlreiche Stände mit Textilien, Kunsthandwerk und lokalen Speisen laden zum Flanieren ein.  


Sieben Tage lang wird gefeiert....


...und gefestet.



Spass unter dem Rhododendronbaum


Am Rande des Festgeländes fand ein Turnier unter Pfeilbogenschützen statt. Das Bogenschiessen ist der Nationalsport von Bhutan. Beim Schauen kam man als Laie bald einmal ins Rätseln. Im weit entfernten Zielhang gab es zwar Holzwände zu Schutz der Männer, welche die Einschüsse in die Zieltafel kontrollieren und das Ergebnis laut gestikulierend melden. Ins Bogenschiessen mischen sich übrigens immer mehr Frauen ein. 


Pfeilbogenschiessen, Bhutans Nationalsport



Im Zielhang hält man sich nicht mit Sicherheitsfragen auf


Doch niemand suchte Schutz. Im Zielhang hatten sich auch Zuschauer häuslich niedergelassen und verfolgten das Treiben aus der Nähe. 

Weitaus weniger gefährlich erschien uns da die Wahl der Miss Bropka, die im Zentrum des Festgeländes stattfand. 



Wer ist die schönste Bropka in Ostbhutan? 


Kleiner kulturhistorischer Exkurs: Die Brokpa stammen aus dem Tibet. Der Legende nach sollen sie im 15. Jahrhundert in den Süden ausgewandert und eine neue Heimat gesucht - und sie später in Merak und Sakteng gefunden haben. Ihr Lebensstil gilt als halbnomadisch. Sie züchten Yaks und stellen unter anderem fermentierten Yakkäse her. Auch wird die Yak-Wolle für Textilprodukte weiterverarbeitet. 

Die älteren Brokpa-Frauen fallen vor allem durch ihre farbenfrohen Kleider und durch ihre Kopfbedeckung namens Tripee Cham auf, einem schwarzen Filzhut mit Fransen. Gerne präsentieren sie auch ihren zahlreichen Schmuck, der unter anderem aus Korallen gefertigt wird. 



Unsere Gastgeberin in Merak (r.) mit der typischen Bropka-Haartracht


Auf der Weiterfahrt setzten sich zwei Brokpa-Frauen zu uns ins Auto. Die eine würde uns die nächsten zwei Tage in ihrem Haus beherbergen, wie wir erfuhren. 

Als wir in Merak schliesslich ausstiegen, war es sehr kalt geworden. Das Gästehaus bestand aus drei Schlafzimmern und einem Aufenthaltsraum mit einem gusseisernen Ofen. Dazu gehörte eine Toilette, die aus der WC-Schüssel, einem Kübel kaltem Wasser sowie einem alten Oelfass bestand, das mit Regenwasser gefüllt und mit einem Schöpfgefäss ausgerüstet war. Wir ahnten es: Das Wasser im Fass diente zum Spülen des Toilette. Keine Heizung weit und breit. 


Wie wir zu Einheizerinnen und Einheizer wurden

Das vordringlichste Problem nach unserer Ankunft war die einzige Heizung in Gang zu bringen.  Unter kundiger Anleitung unserer Gastgeberin entwickelten wir uns im Nu zu Profi-Einheizerinnen. Und ich überdies zur verbissenen Türschliesserin. Wann immer unsere Wirtin auftauchte - was sie sehr oft tat, stets liess sie die Türe der geheizten Stube offen. 


Heizen als überlebenswichtigste Aktivität

Kälte ist für sie ganz offensichtlich ein Fremdwort. Kein Wunder, unter ihren farbigen Röcken trug sie lange Unterwäsche und dies offensichtlich in mehreren Schichten. 

Wenn wir nicht gerade auf einem Dorfrundgang waren, verbrachten wir die meiste Zeit in der geheizten Stube. Bei den Mahlzeiten gesellten sich jeweils der Guide Ugyen und der Fahrer Dozhi zur gemütlichen Runde dazu. 

Um in meinem eiskalten Schlafzimmer zu überleben, sammelte ich alle Wolldecken auf den zwei vorhandenen Betten ein und verkroch mit darunter. 

Die zwei Tage in Merak sollten der Akklimatisierung dienen. 

Am zweiten Tag im Bergdorf kippte unsere Stimmung. Auf einem ausgedehnten Spaziergang durchs Dorf und in die nähere Umgebung notierten wir die Wolken- und Nebelbänke, welche die Berge einhüllten. Wir diskutierten über das Für und Wider. Was bringt ein anstrengendes zweitägiges Trecking in dünner Höhenluft, wenn wir im Nebel stecken und nichts, aber auch gar nichts von der grandiosen Berglandschaft mitbekämen? Schliesslich sausten unsere Daumen nach unten. Die gedrückte Stimmung hielt allerdings nicht lange an. 


Kein Strom, dafür ein Schneesturm

Zurück in der warmen Stube fiel am Abend plötzlich der Strom aus, was in diesem Land nichts ungewöhnliches ist. In bester Laune präsentierten wir uns im Licht unserer Handys und machten auf Geisterbeschwörung, bis die Wirtin die fröhliche Runde mit einer Batterielampe "erhellte". 

Und dann lösten sich noch allfällig letzte Zweifel an unserem Entscheid ultimativ auf: Draussen tobte inzwischen ein veritabler Schneesturm. Über unser Fahrzeug legte sich eine dicke Schneedecke.



Unser Auto im Schnee


Als wir am nächsten Morgen Merak verliessen, präsentierten sich die Berge in einem weissen Kleid. Unser Guide hatte inzwischen erfahren, dass das Hochtal, in dem wir nach der Passüberquerung unsere Zelte aufgeschlagen hätten, zum Sumpfgelände geworden war. 


Der plötzliche Schneefall, der unser Trecking vereitelte.






 


 









Dienstag, 3. Dezember 2024

Kongo IX: Auf Abschiedstour mit den Pygmäen



Der zweitletzte Tag im Kongobecken gehört ganz der autochthonen Bevölkerung, wie die Pygmäen politisch korrekt genannt werden müssen. Diese kleinwüchsige Bevölkerungsgruppe lebte schon immer in der Regenwaldzone Afrikas.  

Unser Besuch gilt den Baka, die in einem Dort nicht weit entfernt von unserer Lodge leben. Sie werden uns zeigen, wie sie jagen, was sie im Urwald sammeln und wie Wassertrommeln tönt. 

Gemäss der populationsgenetischen Forschung gehören die Pygmäenvölker zu den ältesten Völkern der Erde. Insbesondere die Baka gehören zusammen mit den südafrikanischen !Kung-San zu den direkten Nachfahren der ältesten Homo-sapiens-Population der Erde.

Auf DIESEN Empfang haben wir uns allerdings nicht vorbereitet. Kaum fahren unsere drei Fahrzeuge in ihrem Dorf vor, rennen uns mit Netzen behängte Frauen, Männer und johlende Kinder in einem unglaublichen Tempo aus allen Ecken entgegen. Sie wollen unbedingt in den Autos mitfahren. 


Wir dürfen sie auf die Jagd begleiten, doch zuerst machen sie Jagd auf einen Platz in unseren Autos. 

Mein Fahrer steht am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Weil sie in den zwei anderen Fahrzeugen kaum Platz finden, wollen sie alle auf die Laderampe seines Pickups. Immer wieder schreit er zum Fenster raus und versucht die Menge zu verscheuchen. Am Schluss stehen und sitzen 15 Baka. Schwer beladen geht es nun auf einer mit Schlaglöchern übersäten Urwaldpiste zu jenem Waldstück, wo die Jagd stattfinden soll. 

Auf dem ganzen Weg ertönt ein dreistimmiger Gesang. Musik, so erfahre ich später, spielt bei den Baka eine wichtige Rolle. Fast zu jeder Gelegenheit stimmen Männer und Frauen ihre Gesänge an. Kein Wunder, dass die UNESCO dieses Tradition zum Immateriellen Kulturerbe erklärt hat. 

Kaum haben wir die Jagdgründe erreicht, schneiden sie erst einmal Zweige ab, stimmen einen weiteren Gesang an und schlagen tanzend mit den Zweigen auf den Boden. Das soll die Waldgeister gut stimmen, erklärt unser Guide. 

Insgeheim denke ich, dass die jagdbaren Tiere ob dieses Lärms längst alle Reissaus genommen haben. Und dann geht es auf ins Dickicht. Während die Baka in schnellem Tempo zwischen den Bäumen, Lianen und Büschen verschwinden - in aller Regel nur mit Gummisandalen bewehrt, stolpern und klettern die Touristen in ihrem festen Schuhwerk über Wurzeln und umgefallene Bäume. 


Im undurchdringlichen Dickicht werden die langen Netze gespannt und dann schreien die Jägerinnen und Jäger in verschiedenen Tönen, um das Wild aufzuscheuchen. Nach 45 Minuten ist der Spektakel vorbei. Fangergebnis: Null Tiere. 

Der Schaden hält sich in Grenzen, denn mit dem Entgelt des Reiseveranstalters für diese Darbietung können sie sich mittlerweile im Dorf eindecken. 








Mit den Darbietungen ist es allerdings noch nicht vorbei: Nun zeigt uns die Jagdgesellschaft, wie sie die Fangnetze aus Pflanzenfasern herstellen. Und die Frauen demonstrieren uns, wie man aus Blättern, Rinden und Baumsäften Heilmittel gewinnt. Diese "Apotheke" reicht von Tropfen für Ohrenleiden, Blättern gegen Bauchbeschwerden wegen Würmern, Baumsäften gegen Menstruationsbeschwerden und Baumpulver  das das Liebesleben von Mann und Frau auf Touren bringen soll. 

Dieses Aphrodisiakum wird hier mit der Machete vom Baum geschält.  





Kann man verdursten im Urwald? Nicht, wenn man sich mit Lianen auskennt und eine Machete dabei hat. Die armdicken Lianen werden in 50 cm lange Stücke geschnitten. Dann neigt man den Kopf nach hinten und hält sich das Stück über den offenen Mund. Und heraus fliesst frisches Wasser, das in der Pflanze reichlich gespeichert ist. 








 
Zum Schluss wird im Rekordtempo eine Waldhütte errichtet und das vollendete Werk mit Tanz und Musik gefeiert. https://youtu.be/4dqqV5cxI0Q








Und dann geht es zum Abschluss dieses phantastischen Ausflugs mit den Fahrzeugen zu einem kleinen See in der Nähe des Dorfes, wo uns die Pygmäen ein weiteres Highlight ihrer musikalischen Kultur zeigen: das Wassertrommeln. Und das tönt dann so: https://youtu.be/0Ey2qUFYTlk

Epilog auf diesen Tag

Die Kultur der Pygmäen verschwindet allmählich, weil ihr traditioneller Lebensraum durch Abholzung, Brandrodung und Ausdehnung der Siedlungsflächen verschwindet. Die Baka wie andere Pygmäen-Gruppen werden zur Sesshaftigkeit gezwungen und fristen vielenorts ein Randdasein als billige Arbeitskräfte für die normalwüchsige Bevölkerung, in deren Dörfer sie leben. Im Gespräch mit Ortskundigen ist zu erfahren, dass überdies Alkoholkonsum ein verbreitetes Problem sei.  Und auch die Kleinwüchsigkeit verschwindet, weil Pygmäen immer mehr Partnerschaften mit Normalwüchsigen eingehen. 


So, das wars dann aus Afrika. 





 


    


 







Tunesien III: Die Regierung hat das Land fest im Griff, nicht jedoch den Müll. Und zum Schluss Erhellendes zu den modernen Bauruinen.

Durchkommen nur zu Fuss. Unser Hotel lag hinter dem Regierungsviertel, das von der Polizei rund um die Uhr bewacht wird.  Nebst den den berü...