Donnerstag, 8. Februar 2024

Falkland VI: Über Punta Arenas nach Santiago de Chile und auf den höchsten Turm Südamerikas.

 

Was für ein Kontrast zu den Falklands: Santiago de Chile mit dem Sky Costanera, dem höchsten Gebäude Südamerikas. 


Die Falklands sind nur noch Erinnerung, als wir gegen Abend des 27. Februars mit der chilenischen Airline Latam in Santiago de Chile landen. Der Flug führte von RAF Mount Pleasant nach Punta Arenas im Süden Chiles und von dort gings weiter nach Santiago de Chile. 

Wir verbringen drei Tage in der pulsierenden Hauptstadt mit 6,9 Millionen Einwohnern. Es gäbe eine Menge an spannenden Dingen zu tun. Doch dafür ist die Zeit zu knapp. Ich will nach ganz oben, also auf den Sky Costanera und Stefan hat im Voraus eine alternative Stadtführung organisiert. 

Der Turm: Mit 300 m ist der Sky Costanera das höchste Gebäude Südamerikas und zählt 62 Etagen. Der schlanke Turm steht im Finanzviertel, das im Volksmund "Sanhattan" genannt wird. 

Nur so zum Vergleich: Das höchste Gebäude der Welt ist der Burj Khalifa in Dubai. Er bringt es auf unglaubliche 828 m. 

Doch auch auf dem "kleinen" Costanera ist die Aussicht vom 61. Stock eindrücklich. Die Rundumverglasung reicht bis auf den Boden. Einziger Wermutstropfen: Über der Stadt liegt Smog und die nahen Anden verstecken sich teilweise hinter Wolken. Mit Glück erhaschen wir einen Blick auf die Spitze des 5434 m hohen Cerro El Plomo. Die Skigebiete in den Anden sind nur rund 50 km von der Metropole entfernt. 


So sähen die Anden mit dem Cerro El Plomo bei schönem Wetter aus, sehe ich auf Google. Die Berner Alpen können da einfach einpacken..... 



Über eine Rolltreppe gelangt man vom 61. in den 62. Stock. Ein luftiges Erlebnis: Die oberste Etage liegt unter freiem Himmel. Regnet es, was es in Santiago allerdings nur noch selten tut, wird man hier begossen. Das Wasser sei kein Problem für den Boden, erklärt eine Angestellte. 
 

Blick von der 62. Etage nach oben. Es gibt kein Dach. 


Wir schliessen uns einer kurzen Führung an. Eine junge Frau erklärt uns mit grösster Begeisterung, was es in allen vier Windrichtungen an spannenden Sachen zu sehen gibt. Auf einem Tablet präsentiert sie uns immer wieder Bilder aus früheren Zeiten. Wir sind begeistert und bitten sie am Schluss um ein Selfie. 

Sie hat sichtlich Spass an ihrem Beruf. 


Bei der Stadtführung mit Roger Bautista Rivera-Grandón hat's definitiv keinen Platz mehr für Spass. Wer ist Roger? "Aktivist für Menschenrechte, Kulturmanager, Englischlehrer, Übersetzen und Dolmetscher, Freidenker von links und sophistischer Schriftsteller und Denker". Diese Aufzählung finde ich auf X, Facebook und anderen Kanälen, wo der Mann sehr präsent ist. 


Roger, der Aktivist, der bei der Stadtführung die Schrecken der Militärdiktur in Erinnerung ruft. 



Roger führt uns zu verschieden Orte, wo Politaktivisten während der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet entführt, gefoltert und umgebracht wurden. Pinochet hatte mit einem Putsch am 11. September 1973 die Macht an sich und das Militär gerissen. Die Diktatur dauerte 17 Jahre. Dabei kamen 3200 Menschen ums Leben. 

Roger nennt Namen und Jahreszahlen, kritzelt alles auf einen Fresszettel. Sein Feuereifer ist bemerkenswert, er deckt uns mit einer unglaublichen Menge an Informationen ein. Innerhalb weniger Stunden will er uns die Jahre des Schreckens eintrichtern. Besonderes Gewicht legt er auf den "Caso Degollados". Der spanische Begriff bedeutet nichts anderes als "Enthauptung". 1985 kam es zu einer Mordserie an Oppositionellen. Die Opfer wurden später mit aufgeschlitzter Kehle gefunden. Die Morde lösten einen politischen Skandal aus. 
 
Und wie hat er die bleierne Zeit selber erlebt? Roger erzählt uns, dass er sich rechtzeitig in die USA absetzen konnte und erst nach dem Sturz des Militärregimes wieder nach Chile zurückgekehrt war. 

Vielleicht erklärt das die Verbissenheit, mit der er die Schrecken der Vergangenheit präsent hält und an politischen Bewegungen teilnimmt, deren Ziel es ist, Chile in eine sozialistische Zukunft zu führen. 

Als wir uns nach mehreren Stunden von Roger trennen, sind wir ziemlich geschafft. 

Spätestens vor der "La Picá de Clinton" fühlen wir uns wieder etwa entspannt er. Die Bar und Imbissbude war im April 1998 in die Schlagzeilen geraten, weil US-Präsident Bill Clinton damals unerwartet auftauchte, umgeben von einen Tross von Medienleuten. Clinton hatte zuvor ganz in der Nähe an einem Treffen der Präsidenten aller nord- und südamerikanischen Länder teilgenommen. Weil er Hunger und Durst hatte, wich er kurzerhand vom offiziellen Programm ab und betrat den Schnellimbiss, der damals noch "San Remo" hiess. 

Der Laden wurde nach dem Besuch kurzerhand umgetauft und wurde zum Must für amerikanische Touristen. Noch heute gehört "La Pica de Clinton" zu den Sehenswürdigkeiten, die man in Santiago gesehen haben muss. 


Gehört zum Pflichtprogramm in Santiago. 


Nun ist auch Santiago de Chile nur noch eine Erinnerung. Am 30. Januar bestiegen wir eine Maschine der Air France, die uns nach Paris brachte. Am 31. Januar  landeten wir schliesslich um 10 Uhr morgens in Zürich. 

So, das wars. 







 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kongo IX: Auf Abschiedstour mit den Pygmäen

Der zweitletzte Tag im Kongobecken gehört ganz der autochthonen Bevölkerung, wie die Pygmäen politisch korrekt genannt werden müssen. Diese ...