Freitag, 1. November 2024

Nordvietnam VI: Der tägliche Wahnsinn auf Hanois Strassen




Wer an Verkehrsregeln gewöhnt ist und an Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, die diese auch einhalten, kommt auf Hanois Strassen brutal auf die Welt. Hier herrscht pure Anarchie. Gar nichts zu melden haben Fussgänger. Sie sind ein reiner Störfaktor im reibungslosen Moped- und Autoverkehr. Und nichts hassen diese Verkehrsteilnehmer mehr, als abzubremsen - schon gar nicht für eine Fussgängerin. Wie bereits erwähnt: 5 Millionen oder mehr Mopeds strömen durch die Strassen. 



                                                                        Beliebtes Familientransportmittel



                                                                                Eleganz auf zwei Rädern


Unser liebenswürdiger Dolmetscher gab sich jeweils alle Mühe, uns bei gemeinsamen Ausflügen sicher auf die andere Seite zu bringen. Wagemutig betrat er jeweils die Strasse und hob beide Arme, wir folgten ihm mit Herzklopfen, Stossgebete murmelnd und jubelnd, wenn wir die andere Strassenseite unfallfrei erreicht hatten. 

Ein deutsches Reisemagazin verglich diese Situation einst mit Moses, der seine Hand ausstreckte, das Meer teilte, auf dass sein Volk hindurch ziehen konnte - ein biblisches Wunder eben. 

Auch in Hanoi gibt es Verkehrsampeln und Zebrastreifen, doch haben sie rein dekorativen Zweck. Zeigt die Ampel grün für die Fussgänger, brausen die Mopeds ungerührt vor und hinter einem vorbei, gefolgt von den Autos.  



Auch die Trottoirs kann man als Fussgängerin glatt vergessen. Auf dem Trottoir werden Autos und Mopeds geparkt, die Roller nutzen diese Fläche auch gerne als Ausweichstrasse für das Überholen. 

Und für die Garküchen, für die Vietnam berühmt ist, ist der Fussgängerstreifen Teil des Restaurants, wo von morgens bis abends Gemüses gerüstet, gekocht und abgewaschen wird - gerne kauernd oder auf winzigen Schemeln sitzend. Auch die Gäste schlürfen ihre Nudelgerichte und Suppen vorzugsweise auf Kinderplastikstühlen sitzend auf dem Trottoir. 






Trotzdem bin ich stundenlang zu Fuss durch Hanoi gewandert. Mein Trick: Kleine Seitenstrassen benutzen, weil sich dort weniger Verkehr hindurchzwängen kann. Funktionierte dieser Trick nicht, versuchte ich beim Überqueren diskret  Einheimischen zu folgen, die ungefähr in gleicher Richtung wie ich unterwegs waren. 

Umso irritierter war ich, als ich in einer breiten Allee ins Stadtzentrum unterwegs war und plötzlich realisierte, dass ich der einzige Mensch zu Fuss auf dem breiten Trottoir war. An der rund einen Kilometer langen Strasse namens Nguyen Tri Phuong reihten sich zu meiner Linken ein Army Hotel, zahlreiche Militärkasernen und das pompöse Verteidigungsministerium in einem riesigen Parke aneinander. Bleibt man stehen, um sich die Sache anzusehen oder gar ein Foto zu machen, weisen einem  Wachsoldaten unmissverständlich auf, weiterzugehen. 

Was wohl erklärt, weshalb ausser mir kein Mensch auf dieser Strassenseite läuft. 







Nordvietnam V: Trouvaillen in Hanoi

Hanoi, die Stadt, die im Jahr 1010 gegründet wurde, hat reichlich Sehenswürdigkeiten anzubieten. Angefangen von der Altstadt, in deren engen Gassen man sich verlieren kann, über das französische Viertel mit seinen eleganten Restaurants, Luxusläden von Dior bis Rolex und dem legendären Hotel Metropole, wo in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder die Polit- und Filmprominenz residierte. 

Der Tempel der Literatur, auch Konfuziustempel genannt, gilt als die älteste Hochschule Vietnams und ist unter Studentinnen und Studenten ein beliebter Ort fürs Fotoshooting. 



Zu den Musts gehören natürlich das Ho-Chi-Minh-Mausoleum und das Das Hỏa-Lò-Gefängnis (vietnamesisch Hỏa Lò ‚was soviel wie "glühender Ofen" heisst).  Das Gefängnis wurde 1904 von den Franzosen errichtet, um vietnamesische Widerstandskämpfer zu inhaftieren und zu foltern. 

Während des Vietnamkriegs diente das Gebäude den Nordvietnamesen als Gefängnis für amerikanische Kriegsgefangene. In Anlehnung an die Hilton Hotels bezeichneten die US-Kriegsgefangenen die Einrichtung als "Hanoi Hilton". Wer die Wirren der Vietnamkriege nicht mehr sehr präsent hat, wird in diesem Museum auf eindrückliche Weise informiert. 

Eine völlig andere Sache ist der "Eierkaffee". In Hanoi nimmt der Kaffee einen hohen Stellenwert ein. Kein Wunder, ist Vietnam nach Brasilien der zweitgrösste Kaffeeexporteur der Welt. 

Und das ist die Geschichte des "Eierkaffees": Weil ihm im Zweiten Weltkrieg die Milch ausging, kam  ein Barkeeper in Hanoi auf die Idee, das schwarze Getränk mit Eigelb zu strecken. Das Getränk war so erfolgreich, dass der Barkeeper seinen Job aufgab und sein eigenes Café namens „Café Giang“ eröffnete. 

Wir testeten das Getränk in einem Lokal namens "Hanoi Coffee Culture". Ein junger Angestellter bereitete das Getränk vor unseren Augen zu: Eier aufschlagen, das Eigelb in einen Mixer geben, einen Schuss schwarzen Rum dazu geben und das ganze über den heissen Kaffee giessen.




Und wie hat es geschmeckt? Ich weiss es nicht, weil ich mich nicht zum Probieren durchringen konnte. Andere Mitreisenden fanden die Sache aber ausgezeichnet. 

Und hier noch eine weitere Trouvaille: Als wir zu später Nachstunde durch Hanoi fuhren, entdeckte ich in einem beliebten Park Jogger, die ausgelassen um einen grossen leuchtend blauen Zylinder. Das Ergebnis meiner Recherche: Nach dem Besuch des vietnamesischen Staatspräsidenten im Mai 2010 in Bern beschloss Berns damaliger Stadtpräsident Alexander Tschäppät, zusammen mit Genf der Stadt Hanoi eine Blumenuhr zu schenken. 




Und nun noch zu meinem persönlichen Highlight in Hanoi: Die Bahnstrecke durch die Hauptstadt. Als Bahnaffine denkt man an eine gut gesicherte Gleisinfrastruktur. Nichts da! Die Gleisinfrastruktur besteht aus einem einzigen Gleis durch Hanoi, das zwischen Häuserfronten gezwängt wurde. Die Diesellok, die drei bis viermal pro Tag eine Zugskomposition zieht, touchiert beinahe die Häuserwände. 








                                        Die Schranke wird von Hand über die Strasse gerollt, wenn ein Zug kommt. 



Rollt kein Zug vorbei, nutzen die Anwohner die schmalen Streifen neben dem Gleis als Gehweg. Es ist ein Kommen und Gehen, Kinder spielen auf dem Gleis, es gibt kleine Läden und Restaurants. 

Das Bahnnetz besteht im Wesentlichen aus der Linie Hanoi-Saigon und von Hanoi in den Nordwesten Vietnams und weiter bis nach China. 



                                                                            Der Hauptbahnhof von Hanoi

Diese Linie führt in nördlicher Richtung aus dem Stadtzentrum an den Roten Fluss und über die berühmte Brücke Long Bien Brücke auf die andere Seite. 



Die von den Franzosen 1898 erbaute Brücke ist fast 2 Kilometer lang. Zu ihrer Zeit war sie die längste Brücke in Indochina und die zweitlängste der Welt hinter der Brooklin Bridge in London.  

An der Einweihung 1902 namen der vietnamesische König Thanh Thai und der französische Gouverneur Paul Doumer statt. Über die Brücke fahren die Eisenbahn sowie auf zwei Spuren Mofas und Velos. 

Im Vietnam-Krieg wurde die Brücke von den US-Truppen zwischen 1967 und 1972 auf vier Abschnitten zerstört. Grosse Abschnitte wurden später wieder aufgebaut.  

 

Im Vordergrund die Überreste der zerbombten Brücke. Auf der neuen Brücke fährt der Zug und links und rechts vom Gleis ist Platz für Velos und Mopeds. 

Nordvietnam IV: Was in Vietnam alles auf den Tisch kommt

Ich liebe Märkte, weil man auf ihnen sehr viel über die Kulinarik des Landes erfährt. Über China heisst es, der Chinese esse alles, was vier Beine hat und kein Tisch ist. Ähnliches gilt für Vietnam. Begibt man sich ins Markt-Gewusel, sollte man also starke Nerven haben, insbesondere in der Fleischabteilung. 

Zum Beispiel auf dem Markt von Duong Lam, 60 km von Hanoi entfernt. Duong Lam gehört zum historischen Nationalerbe Vietnams. Mich zog vor allem der Markt an. Die Marktfrauen freuen sich über die Ausländerin und bieten ihre exotischen Gemüse und Früchte, deren Namen man teilweise noch nie gehört hat, wortreich an. 

Und dann steht man plötzlich in der Metzgereigasse. Vietnamesen mögen es sehr frisch, weshalb die Hühner und Enten ebenso lebendig sind wie die Kröten. Allerdings wirken einige Tiere mehr halbtot in den meist viel zu engen Käfigen. Und auch die Aale und Karpfen stehen in kleinen Wasserbecken nahe am Exitus. 

Auch ich muss leer schlucken, als ich mich dem vermeintlich grillierten Säuli nähere, dass sich jedoch als grillierter Hund herausstellt, wie man am Gebiss, den Ohren und den abgeschnittenen Pfoten gut erkennen konnte. 

Was westliche Hundefreunde unisono empört, kommt in Vietnam wie auch in anderen südostasiatischen Ländern noch immer gelegentlich auf den Tisch. 

Das Thema Hundefleisch ist auf jeden Fall spannend, wie ich einem Artikel im "National Geographic" aus dem Jahr 2018 entnehme. So soll die südkoreanische Regierung vor den Olympischen Winterspielen 2018 zwölf Restaurants in und um Pyeongchang, die Hundefleisch anbieten, aufgefordert haben, den Verkauf während der Veranstaltung einzustellen. Im Gegenzug bot sie Subventionen an, um die Restaurantbesitzer zum Mitmachen zu animieren.

Die meisten Restaurants lehnten das Ansinnen ab und verwiesen auf die Kundennachfrage. Das wiederum heizte die Kritik ausländischer Gäste der Sportveranstaltung an. Und um den Kreis zu schliessen: Koreaner wiederum beschwerten sich über die "unfaire Fixierung der westlichen Medien auf diese Thematik", wie sie sich ausdrückten. 

Auch gut zu wissen: Laut "National Geographic" wurden Hunde auf der ganzen Welt gegessen. So ergaben beispielsweise archäologische Forschungen, dass einige amerikanische Ureinwohner schon Jahrtausende vor dem Auftauchen von Kolumbus Hunde.

Und aus Grönland weiss man, dass früher Jäger im Winter ihre Schlittenhunde assen. Dem berühmten norwegischen Südpolarforscher rettete dieses Wissen sein und das Leben seiner Mannschaft, als die Expedition erschöpft 1912 den Südpol erreichte. Die Männer retteten sich mit dem Verzehr einiger ihrer Schlittenhunde. Amundsen soll später gesagt haben, dass das Hundefleisch köstlich gewesen sei. 


                                                                                      


                                                                                    Vom Schwein....






                                                                                         
                                                                                     ....bis zum Hund.


Nordvietnam III: Wie kommt man von einem Schiff ohne Steg an Land?

    
Um von der einen Seite des Flusses auf die andere zu gelangen, hat Vietnam in den letzten Jahren am Roten Fluss und seinen Nebenarmen zahlreiche spektakuläre Brücken gebaut. Und wo keine Brücke ist,  zirkulieren zahlreiche kleine Fähren. 

Auf der "Angkor Pandaw" kommt man bald ins Rätseln. Die Frage ist nicht, wie gelangt man auf die andere Seite, sondern wie kommt man ganz einfach an Land. Auf dem Programm stehen fast täglich Landausflüge. 

Der Blick aus dem Liegestuhl ans Ufer zeigt stets das gleiche Bild. Abgesehen von den Fähren, die meist so etwas wie eine kleine mehr oder weniger nutzbare Auffahrt haben, gibt es keinerlei Anzeichen von Anlegestellen - im Gegenteil. Abbröckelnde Uferpartien voller Abfall, Uferbefestigungen, die sich in ihre Bestandteile zerlegt haben, wilde Böschungen, Fabrikhallen, Bananenplantagen usw. 

Der gediegene Landungssteg? Eine Fata Morgana. 

Ein klarer Fall für die Crew der "Angkor Pandaw" - und ein Spektakel der Sonderklasse für die Passagiere.

Wie das geht, zeigt die Anlandung im kleinen Dorf Co Chat, wo wir eine Seidenspinnerei besuchen. Es gibt sogar eine verwitterte kleine Steintreppe. Et voilà.


                        Ein Matrose watet in seinen Socken an Land, fängt das Seil auf, an dem das Tau für die Anlandung befestigt ist

                                                     Und jetzt geht die Suche nach einer Befestigung für das Tau los. 

                                           Am Ufer befindet sich ein Keramikgeschäft. Die Sandsäcke erinnern an den Taifun.

                                    
                                Unser Matrose hat den Baum hinten links ausgemacht, an dem man das Schiff sichern könnte.


                                                 
                                                  Eine herumliegende Schaufel erweist sich als nützliche Knotenhilfe.



                                                    Das Seil ist festgezurrt. Der Matrose klettert über die Keramikware zurück. 



Nun beginnt die Installation der Passagierbrücke an Land. Der Matrose legt sofort Hand an. 



Der Kapitän begutachtet die Arbeit....



            Während die Brücke abgesichert wird, fängt das Putzkommando im Hintergrund an, die Treppen notdürftig zu reinigen. 


                                                   Und so sieht der "Landeplatz" unseres Schiffes von der Strasse aus. 


                                                                

                                                                Auch Bello fand den Spektakel interessant.



Nordvietnam I: Unterwegs auf dem Roten Fluss


In der Halong Bucht stauen sich die Touristenschiffe


Vor fast 40 Jahren bin ich das erste Mal durch Vietnam gereist. Organisiert wurde der Trip damals von der deutschen Freundschaftsgesellschaft Vietnam, die wenige Jahre zuvor von Protestgruppen gegen den Vietnamkrieg gegründet worden war. Entsprechend klar verliefen die Diskussionen in der kleinen Reisegruppe, in der ich als Schweizerin einen Exotenstatus einnahm. 

Die Fahrt von Saigon nach Hanoi führte durch ein kriegsversehrtes Land. Zerbombte Häuser, in den Spitälern zeigte man uns die Auswirkungen von Agent Orange, dem dioxinhaltigen Entlaubungsmittel, das die US-Truppen in den Kriegsjahren massenhaft eingesetzt hatten: Im Formaldehyd schwammen Föten mit kaum vorstellbaren Missbildungen.  

Auf den staubigen Strassen bewegten sich die Menschen zu Fuss, auf Fahrrädern, auf Ochsenkarren, in lädierten Jeeps und auf altertümlichen Lastwagen. 

Das war 1983, acht Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs. 

Und das ist Vietnam 2024. Hanoi in Zahlen: 8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, 5 Millionen Scooter, eine geringe Anzahl Fahrräder, ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem. 

Zu Fuss gehen: Das kam nur mir und ein paar anderen Wahnsinnigen in den Sinn. Mehr davon in einem späteren Eintrag. 

Meine aktuelle Reise fand im Oktober 2024 mit Thurgau Travel statt. Rund 10 Tage verbrachten wir auf dem gemütlichen  Hotelschiff  "RV Angkor Pandaw". Die Reise startete in der Halong-Bucht, an Bord 12 Gäste, der Reisebegleiter und 19 Angestellte und endete in Viet Tri, einem Ort nordwestlich von Hanoi. 


Das schwimmende Hotel "RV Angkor Pandaw", mein Zuhause für 10 Tage.


Die Touristenströme konzentrieren sich in Nordvietnam fast ausschliesslich auf die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Halong-Bucht sowie auf die Hauptstadt Hanoi. 

Zu unserem Glück hatte die touristische Hauptsaison noch nicht begonnen. Dennoch war die Dichte an Hotelschiffen, die zwischen den markanten Felsinseln dümpelten, bemerkenswert. 

Die Halong-Bucht (vietnamesisch: Vịnh Hạ Long) ist ein rund 1500 km² grosses Gebiet im Golf von Tonkin. Nach offiziellen Angaben ragen 1969 Kalkfelsen, zumeist unbewohnte, mit Regenwald bedeckte Inseln und Felsen, zum Teil mehrere hundert Meter hoch aus dem Wasser. 

Zwischen den Kegeln kann man schwimmende Dörfer besuchen. Die Menschen leben hier von Fischfang und Austernzucht, aber auch vom Tourismus. Allerdings hat der Taifun "Yagi", der nur wenige Tage vor unserer Ankunft über den Norden Vietnams zog, auch in der Bucht gewütet und zahlreiche Fischzuchtanlagen und Häuser zerstört. 

Zu den Musts gehört die Besichtigung einer der grossen Karsthöhlen im Zweierkajak oder auf einem Ruderboot. Die Stalaktiten hängen teilweise so tief, dass man froh um den berühmten vietnamesischen Kegelhut ist, der einem von der Besatzung ausgehändigt wurde. 




Auf dem Höhlen-Trip


Nach so viel Hochglanz-Tourismus freute ich mich auf die Weiterfahrt aus der Bucht in die Seitenarme des Roten Flusses in Richtung Hanoi. 

An Unterhaltung auf dem Schiff fehlt es nicht. 









 



Nordvietnam II: Vorne Containerschiffe, über dem Kopf architektonische Leckerbissen mit Schweizer Zutat

                                    Containerriese auf dem Weg zum Tiefseehafen Lach Huyen bei Haiphong. 


Eben noch in der malerischen Halong-Bucht unter zahlreichen anderen Hotel- und Ausflugsschiffen, tuckert die "Angkor Pandaw" nun in Richtung  Haiphong, der drittgrössten Stadt Vietnams. Eine Exotin, den hinter, neben und vor ihr fahren Containerschiffe und unzählige Flusslastschiffe, die Sand, Kohle, Kies, Holzschitzel und vieles mehr den Fluss hinauf und hinunter transportieren. 

Keine lieblichen Uferpartien säumen unseren Weg. Links ragen die riesigen Kräne des Tiefseehafens Lach Huyen in den dunstigen Himmel. Der 2018 eröffnete Hafen ist von enormer Bedeutung für Nordvietnam. Er zog zahlreiche Investoren an, die hier Fabriken für den Export hochgezogen haben. Viele Anlagen sind Zulieferer für Apple, für taiwanesische und südkoreanische Elektronikkonzerne. Das Land zählt zu den aufstrebenden Volkswirtschaften Südostasiens.



                                                                        Der Tiefseehafen Lach Huyen


Der Korridor zwischen Haiphong und Hanoi entlang des Roten Flusses bildet die zweitwichtigste Wirtschaftsregion nach dem Grossraum Ho-Chi-Minh-Stadt (besser bekannt als Saigon). Hier wird ein Drittel des Bruttoinlandprodukts (BIP)  erwirtschaftet. Wichtige Investoren, darunter Samsung, LG, Canon, Foxconn, Pegatron (Taiwan), Honda und Toyota haben sich angesiedelt. Auch die Fabrik des vietnamesischen E-Auto-Herstellers Vinfast steht hier. 

Und woher stammt die Kohle, die wir auf den Lastschiffen und in den kommenden Tagen immer wieder in Form riesiger Halden am Ufer antreffen werden? Sie wird in der Küstenprovinz Quang Ninh abgebaut. Das Gebiet erstreckt sich östlich von Haiphong bis an die chinesische Grenze. Diese Nähe hat auch viele chinesische Investoren angezogen. 

Vietnams Stromversorgung ruht sehr stark auf der Kohleverbrennung. 

Doch nun fertig mit Wirtschaftskunde. 



                                         Die Stütze ist 214,8 m hoch und schaffte es in das Guiness-Buch der Rekorde.


Noch vor Haiphong weckt eine gigantische Seilbahn das Interesse der bahnbegeisterten Touristin. Eine kleine Google-Recherche schafft Klarheit. Die Seilbahn verbindet die Insel Cat Ba mit Phu Long östlich von Haiphong. Cat Ba, die in der Halong Bucht liegt, gilt wegen ihren weissen Sandstränden als überaus beliebtes Ausflugsziel. 

Die Seilbahn ist in jeder Hinsicht spektakulär: Die knapp vier Kilometer lange Strecke wird über zwei Stützen geführt. Mit einer Höhe von 214,8 Meter fanden die Stützen 2020 Eingang in das Guinness-Buch der Rekorde. 

Gebaut wurde die Anlage von der österreichischen Firma Doppelmayr, zu der auch die Garaventa in der Schweiz gehört. Die Seile lieferte die Brugg Group (früher hiess sie Kabelwerke Brugg AG). 

Ich habe eine Schwäche für Seilbahnen - aber auch für Brücken jeder Art. Und auch hier verzeichnen die Vietnamesen Rekorde. 


                                                    Die Bach-Dang-Brücke vor Haiphong


Die Bach-Dang-Brücke ist die grösste Schrägseilbrücke in Vietnam und belegt den 3. Platz unter den 7 grössten Schrägseilbrücken der Welt, belehrt mich Wikipedia. Die Brücke ist 5,4 km lang und 135 m hoch. 

Und ein Blick auf die Karte zeigt: Bis Hanoi werden noch weitere architektonische Preziosen auftauchen! 


                                                                                Auf dem Schiff chillen.



Kongo IX: Auf Abschiedstour mit den Pygmäen

Der zweitletzte Tag im Kongobecken gehört ganz der autochthonen Bevölkerung, wie die Pygmäen politisch korrekt genannt werden müssen. Diese ...