Montag, 5. Februar 2024

Falkland III: "Standby for a Handbagging"

Karikatur zum Falklandkrieg



Darf man sich über einen Krieg lustig machen? Ja, wenn man auf britischem Territorium lebt. Diese herrliche Karikatur hängt im Warteraum des kleinen Flugplatzes von Port Stanley. Gleich daneben wird vor der Hühnerpest gewarnt und die geehrte Kundschaft wird informiert, was sie für den Transport von Ware und lebendigen Tieren in den FIGAS-Fliegern bezahlen muss.  

Die Zeichnung enthält eine Fülle von Informationen. Am unteren Bildrand der argentinische Aggressor, der am 2. April 1982 auf die Inseln einmarschierte. Die argentinischen Soldaten leiden sichtlich unter der für sie ungewohnten Kälte auf den Malvinas, wie die Falklandinseln in Argentinien heissen. Ein Funker und seine Vorgesetzten rätseln über eine abgefangene Meldung der britischen Armee, in der es heisst: "Standby for a Handbagging".

Wer das nicht sofort kapiert, kommt spätestens bei der übergrossen Blondhaarigen darauf: Margaret Thatcher, die erste Frau an der britischen Regierungsspitze trat stets mit einer Handtasche auf. Hinter ihr strömt die britische Armee mit allen verfügbaren Waffen auf den Boden von Falkland. 

Auch das berühmteste britische Passagierschiff "Queen Elizabeth 2" darf nicht fehlen. Die Briten, die vom Überfall der Argentinier völlig überrumpelt worden waren, brauchten sieben Wochen, um Truppen und Waffen in den Südatlantik zu bringen. Dabei wurde kurzerhand auch die "Queen Elizabeth 2" konfisziert. Wohl noch nie waren Soldaten in einem derart luxuriösen Schiff transportiert worden. 

Und immer grüsst das Schaf! Auch auf diesem Bild haben die Wolllieferanten einen Auftritt. Ein Pinguin und eine Hochlandgans scheinen darüber zu rätseln, was dieser Monsterauflauf zu bedeuten habe. Und der einzige menschliche Falklandbewohner auf der Zeichnung wittert bereits das grosse Geschäft und offeriert Gratisfahrten auf seinem Traktor. 

Und so ging der Krieg in der Realität zu Ende: Am 14. Juni 1982 gaben die Argentinier auf. Über 900 Soldaten, davon gegen 650 Argentinier, verloren ihr Leben. 

Wie nach jedem Krieg kommt die Zeit der Denkmäler: Maggie Thatcher, die Eiserne Lady", erhielt eine Büste in Port Stanley gleich neben dem grossen Denkmal für die gefallenen Soldaten.


The Iron Lady


Beim Spaziergang durch Stanley kommt man fast automatisch am "1982 Memorial Wood" vorbei. Jeder der nach dem Krieg gepflanzten Nadelbäume erinnert an einen gefallenen Soldaten. Die Namen sind auf kleinen Kreuzen am Fuss der Bäume angebracht, farbige Steine und andere Erinnerungsstücke dürften von Angehörigen platziert worden sein. 


Erinnerung an einen gefallenen Soldaten im Memorial Wood


Eindrücklich sind auch die grossen Soldatenfriedhöfe, die wir bei Darwin und San Carlos besucht haben. 

Doch nun möchte ich über unser nächstes Inselhopping berichten. Erneut fliegen wir mit FIGAS auf die westliche Falkland-Inselwelt zum Hauptort Port Howard. Hauptort? Der Flecken mit eigenem Hafen dürfte etwa zwei Dutzend Einwohner haben. In unregelmässigen Abständen gibt es eine Fährverbindung nach Ostfalkland. 

Zu der Handvoll Leute in Port Howard gehöen Sue Lowe and Wayne Brewer, die ihr Haus an Touristen vermieten. 

Lodge in Port Howard


Wir fühlen uns in dem geräumigen und liebevoll ausgestatteten Haus sofort wohl. Es gibt eine kleine Bar, ein Wohnzimmer mit  Bibliothek, ein Esszimmer, alles dekoriert mit uralten Telefonapparaten und Radios. 

Die Hausbar 


Draussen vor den Fenstern grüssen Kriegsüberbleibsel. Im Garten stehen eine britische und eine argentinische Kanone sowie ein 500-l-Treibstofftank, der als Zusatztank in einer argentinischen Mirage 5 eingebaut war. In einem grossen Gartenhaus kann man Schleudersitze, argentinische Uniformen, Minenwerfer made in Switzerland, Maschinengewehre aus belgischer Produktion, Konservendosen, persönliche Habseligkeiten von Soldaten und viele andere Überbleibsel aus dem Falklandkrieg besichtigen. 

Ungewöhnliche Gartenzierde: Zwei Kanonen. Im Hangar ist das Museum. 


Nicht Wayne sammelte die Kriegserinnerungen, sondern der Vorbesitzer der Liegenschaft. 

Als uns Wayne fragt, welche Inseltour wir gerne machen möchten, können wir nicht anders, als ihn zu bitten, uns zu Überresten des Kriegs im freien Gelände zu fahren. Wo ein Schleudersitz ist, muss doch irgendwo noch das dazugehörigen Flugzeug herumliegen. Für Wayne kein Problem. 

Und so stapfen wir einige Zeit später in einer einsamen Landschaft durch das hohe Gras und stehen vor den Überresten einer argentinischen A4 Skyhawk. Die Trümmerteile liegen weit verstreut herum, teilweise ragen nur noch kleine Teile aus dem Boden. 




Grosse und kleine Überreste einer Skyhawk. Vieles dürfte bereits im Moorboden verschwunden sein.


Etwas später stehen wir vor den Überesten einer Mirage 5 Dagger, die ebenfalls von den Briten abgeschossen worden war. Was mit den Piloten geschah, weiss Wayne nicht. 

Auf einem grösseren Stück der Aussenhülle ist ein verblichener David-Stern zu erkennten. Die von Dassault in Frankreich hergestellten Mirage-Maschinen waren einst ein Exportschlager. Zu den Käufern gehörten auch Argentinien und Israel. Im Laufe der Jahre verkauften die Israeli einen Teil ihrer Kampfflugzeuge an Argentinien weiter. 


Gehörte ursprünglich Israel. 


Ist alles Geschichte, denke ich mir beim Herumstaksen in den Trümmern. Was mich jetzt mehr beschäftigt: Warum wurden die Absturzstellen nie gesäubert? Wayne zuckt nur die Schultern. 

Über Abfälle aller Art und welches spezielle Verhältnis die Falkländer dazu haben, darüber werde ich in Kürze mehr berichten.





  
 





 

  


Sonntag, 4. Februar 2024

Falkland II: Der Schafzüchter, dem 132 Quadratkilometer Land gehören


Pinguine am Strand von "The Neck" auf Saunders Island

Falkland besteht aus rund 200 Inseln. Klar, dass wir einige besuchen wollen. Wir haben uns im Voraus für zwei Ausflüge entschieden: Für die Saunders Insel, die in der nordwestlichsten Ecke von Westfalkland liegt. Und für die Sea Lion Insel in der südlichsten Ecke von Ostfalkland. 

Die Seelöwen-Insel müssen wir vom Programm streichen. Sie ist zum Sperrgebiet erklärt worden. Grund: Die Vogelgrippe breitet sich im Südatlantik aus. Bei mehreren Eselspinguinen wurde der tödliche H5N1-Erreger nachgewiesen, der offenbar von Zugvögeln aus Südamerika eingeschleppt worden war. 

Also geht es vorerst einmal nach Saunders. Glücklicherweise gilt auch hier: Der Weg ist das Ziel. 


FIGAS: Das praktische Lufttaxi auf Falkland

Er fängt auf dem kleinen Flugplatz östlich der Hauptstadt Port Stanley an. Von hier fliegt die Falkland Islands Government Air Service, kurz FIGAS genannt in alle Windrichtungen mit Kleinflugzeugen des Typs Britten-Norman Islanders. Neun Personen plus Pilot haben Platz. Einen fixen Flugplan gibt es nicht, die Maschinen fliegen, wenn die Nachfrage da ist. Also ein kommunes Lufttaxi. 

Das Check-in besteht im wesentlichen darin, sich samt Gepäck auf eine Waage zu stellen und das Ticket zu bezahlen. Dann wartet man, bis die Maschine auf dem Rollfeld auftaucht. 

Langeweile kommt nicht auf. Eine Liste gibt Auskunft, wieviel der Transport von frischen Nahrungsmitteln (Eier, Fleisch usw.) kostet - 0,8 Pfund pro Kilo. Etwas ins Grübeln geraten wir beim nächsten Posten: Hunde, Ziegen und Schafe kosten 15 Pfund pro Weg. Deutlich günstiger sind Katzen, Hühner und Gänse: Sie kosten 1.30 Pfund pro Kilo. Bleibt die Frage, wozu man ein Schaf in der doch kleinen Maschine transportiert. 


FIGAS-Pilot Andrew gibt Sicherheitsanweisungen zum Flug

Mittlerweile ist unsere Maschine startklar. Unter Flugangst sollte man nicht leiden. Je nach Witterungsverhältnissen rüttelt und schüttelt es im Flieger, dafür ist die Aussicht von oben auf Seen, Berge, Buchten und das azurblaue Meer nach karibischer Art phänomenal. 

Nach mehreren Zwischenstopps landen wir schliesslich auf Saunders Island auf einer Graspiste. Am Pistenende steht eine Wellblechhütte mit einem knatternden Windsack. (Wir werden erst später erfahren, dass in der Hütte, die neben jedem Flugfeld steht, ein kleines Löschfahrzeug steht - für allen Fälle.) David Pole-Evans, der die einzige  Lodge auf der Insel an Touristen vermietet, erwartet uns in seinem Range Rover. Das bullige Fahrzeug gehört zur Grundausstattung eines jeden Falkland-Haushaltes. 


Das Settlement auf Saunders Island

Nach kurzer Zeit erreichen wir das Settlement, was sich am besten mit unseren Weilern im Emmental vergleichen lässt. Ein oder zwei Wohnhäuser mit Nebengebäuden und Ställen. Nachdem wir unser Gepäck in unserer Lodge deponiert haben, die sich als gewöhnliches Wohnhaus mit mehreren Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, einem Esszimmer, einer Küche und einem Badzimmer mit Toilette erweist, geht es weiter auf eine längeren Autotour mit David. 


Unser Haus von hinten...

...und von vorn

Die hat es in sich: David erklärt uns beiläufig, dass die Insel ihm gehöre. Wir trauen unseren Ohren nicht: Saunders ist die viertgrösste unter den Falklandinseln und misst 132 Quadratkilometer. In unseren Köpfen wirbelt es: Appenzell Innerrhoden hat 173 km2, Basel Stadt 37 km2. Beide rangieren am Schluss der eidgenössischen Rangliste.

Davids Familie war vor über 70 Jahren auf die Insel gezogen. Als der frühere Besitzer 1987 die Insel zum Verkauf anbot, interessierte sich Davids Vater für den Kauf. Doch die Banken mochten dem alten Herrn keine Hypothek gewähren. Also sprang Sohn David ein. Vater und Sohn, die Zeit ihres Lebens auf der Insel gewohnt hatten, kauften die Insel gemeinsam. Seit dem Tod seines Vaters im Jahr 2010 ist David alleiniger Besitzer. 

Derzeit wohnen nur noch vier Personen auf der Insel. Eine der zwei Töchter hat die benachbarte Keppel Insel gekauft. 

Auf Davids Land grasen 7000 Schafe, 200 Rinder und einigen Pferden. Die Schafe liefern vor allem Wolle, die, so erklärt David, besonders wertvoll sei, weil es auf Falkland praktisch keine industrielle Verschmutzung gebe. Die Wolle sei nach der Reinigung so weiss wie kaum eine andere Schafwolle. Pech für David und die anderen Schafzüchter: Die Preise für Schafwolle sind international im Sinken. Immerhin verdient er derzeit noch immer 28'000 Pfund. 

Auf die Idee, die Wolle aus Falkland speziell zu bewerben ist noch niemand gekommen. 


Die Landenge "The Neck" mit dem Mount Harston

Nach rund einer Stunde erreichen wir "The Neck", eine schmale Landverbindung mit Sandstränden auf beiden Seiten. Als erstes fällt ein alter Metallkessel am Strand auf. Laut David waren hier einst Robbenfänger an der Arbeit. "The Neck" war einer der vielen Orte im Südatlantik, die ins Visier von Robbenfängern aus dem Norden geriet. Fell und Fett waren begehrt in Europa und China, die ersten Raubzüge von Robbenfängern soll 1764 auf den Falklandinseln stattgefunden haben. 

Als die Schlächterei irgendwann ein Ende hatte, sollen die Robbenfänger "The Neck" in Brand gesetzt haben, um die schauerlichen Überreste zu vernichten. Schon zuvor hatten sie den Tussock, wie die hohen und dichten Grasbüschel genannt werden, ausgerissen, damit die Robben sich nicht darin verstecken konnten. 

Aus dieser Zeit des Abschlachtens blieb einzig der schwere Metallkessel übrig, in dem das Robbenfett aus dem Fleisch gewonnen wurde.


Kupferkessel zur Gewinnung von Robbenöl. 

Heute ist diese Ecke Davids beste Einnahmequelle neben der Schafwolle. Erstmals 1996 tauchten Kreuzfahrtschiffe bei seiner Insel auf. "The Neck" war ein idealer Platz. Hier brüten verschiedene Pinguinarten und Albatrosse. Die Kreuzfahrtschiffe können auf beiden Meerseiten ankern und die Gäste per Zodiac auf den Landstreifen bringen. 


Eselspinguine

Schwarzbrauenalbatrosse mit Jungen

Bei unserem Besuch sind glücklicherweise keine Kreuzfahrtschiffe da. Wir haben die faszinierende Landschaft für uns allein. Wir steigen einen Hang hoch, der gut markiert ist und dafür sorgt, dass die Menschen den Tieren nicht zu nahe kommen. Magellanpinguine, Eselspinguine, Felsenpinguine, verschiedene Kormoranarten und der seltene Schwarzbrauenalbatros nisten hier. Und immer mal wieder taucht ein Schaf auf. 

Starke Winde fegen über die feinen Sandstrände, kleine Pinguingruppen watscheln im Sandsturm vorbei, was aus der Ferne ein surreales Bild ergibt. Weit oben am Hang klebt ein Container, der von David zu einer Hütte umgebaut wurde und von Touristen gemietet werden kann. Vier Personen können hier nächtigen.  

Pro anlandendem Schiffspassagier kassiert David 20 Pfund. Saunders Island liegt seit längerem auf Platz zwei der am meisten angefahrenen Orte auf den Falkland Islands. Bei 50 bis 70 Kreuzfahrtschiffen, die pro Saison hier ankern, kommt damit eine ansehnliche Summe für David und seine Familie zusammen. 

Grund zum Feiern? Sicher. Doch David plagten bei unserem Besuch ganz andere Probleme. Seine rechte Hüfte ist kaputt. Tapfer fährt er uns durch sein Reich, die Krücken liegen neben seinem Sitz. Doch die zahlreichen Gattertore müssen auf seinen inständigen Wunsch hin von den Gästen geöffnet und wieder geschlossen werden. Kollege Stefan wird zum Gatekeeper ernannt.  

Was uns einen Blick auf das Gesundheitssystem auf Falkland erlaubt. Das kleine Spital in Port Stanley ist auf unkomplizierte Fälle ausgerichtet. Alles andere, insbesondere Operationen müssen im Notfall in Chile oder Uruguay, den nächstliegenden Ländern von Falkland ausgeführt werden. 

Für David hat das britische Gesundheitssystem NHS eine weitere Lösung parat : David wird demnächst kostenlos nach Southampton in Südengland fliegen und sich dort - ebenfalls kostenlos - ein neues Hüftgelenk einbauen lassen. Seine Frau Suzan hat den Eingriff bereits hinter sich - mit Erfolg, wie wir sehen, als wir sie kennenlernen. 


Suzan und David Pole-Evans in ihrem unkonventionellen Dorfladen

Am Abend erst realisieren wir, dass wir uns selber verpflegen müssen. Kein Problem, die Familie Pole-Evans führt auch den "Dorfladen". Der allerdings sorgt beim ersten Betreten für ein Schockerlebnis: Es herrscht ein riesiges Durcheinander zwischen den Regalen, leere Kartons und Verpackungsabfall liegt herum, man stolpert über Kisten. Nach dem ersten Schreck erkennt man: Eigentlich gibt es hier alles zu kaufen. Die Ware ist sauber abgepackt, in der Tiefkühltruhe gibt es vorgekochte Mahlzeiten, die, so nehmen wir an, von Suzan Pole und ihren Töchtern zubereitet wurden. Und in einem dunklen Nebenraum stehen Weinflaschen auf dem Regal.


Koch Stefan an der Arbeit


Unser Esszimmer. Und immer grüssen die Schafe.

Das vom Gate-Opener und Koch Stefan zubereitete Essen war exzellent: Curry mit Fleisch und Curry mit Gemüse plus einen ausgezeichneten Rotwein - der Abend war gerettet. 

In der guten Stube fand ich einen grossen Fotoband über die Insel. Die Autoren, drei junge Ostschweizer, waren 2001 während dreier Monate auf den Falklands herumgereist und verbrachten dabei auch eine längere Zeit bei David auf Saunders. Das Werk der Hobbyfotografen wurde 2002 veröffentlich.


Die damals 11 jährige Tochter Carole von Suzan und David bei der Schafschur. Das Bild stammt aus dem Fotoband und wurde 2001 aufgenommen. 

Im Buch stosse ich auf ein Bild von Davids Tochter Carole. Die damals Elfjährige half bei der Arbeit auf dem Hof mit, besass schon damals einen eigenen Quad, mit dem sie Schafe zusammentrieb. Alle sechs Monate kam ein Lehrer für zwei Wochen auf die Insel und unterrichtete Carole. In der Zeit dazwischen erhielt Carole jeden Tag eine halbe Stunde lang Unterricht per Telefon. 


Und immer grüssen Schafe? Nicht immer. Am Morgen schauen zur Abwechslung Pferde bei uns vorbei. 

So, und zu guter Letzt noch ein Crashkurs zur Geschichte von Saunders Island. Sie ist so verwirrend oder sollte man besser sagen, irre, wie die Geschichte von ganz Falkland.  

Als der Brite John Byron 1765 Saunders Island und andere Inseln für König Georg III. in Besitz nahm, wusste er nicht, dass die Franzosen die Falklands bereits in Besitz genommen hatten mit einer Niederlassung in Port Louis, ebenfalls auf Westfalkland. Während Byron auf Saunders Island den Hafen Port Egmont gründete, ging die französische Kolonie 1767 an Spanien über. Wir wissen nicht, ob Byron davon wusste. Das realisierte er zweifellos 1770. Eine spanische Flottille besetzte Port Egmont und vertrieb die Briten. Es drohte ein Krieg zwischen dem Königreich und Spanien. Nach langen Verhandlungen zwischen Grossbritannien,  Frankreich und Spanien gab Madrid Port Egmont zu Gunsten der Briten auf. 

1774 gaben die Briten Port Egmont aus wirtschaftlichen Gründen auf und wohl auch, weil sie auf der anderen Globushälfte alle Hände voll zu tun hatten. Ihre dreizehn Kolonien in Nordamerika erhoben sich gegen das Empire und kämpften um ihre Unabhängigkeit. 

In Port Egmont blieben eine Fahne und eine Bleiplakette zurück, auf der der Anspruch auf die Insel festgehalten wurde.

Erst 1832 kehrten die Briten nach Port Egmont zurück. Im selben Jahr nahm das britische Empire die gesamte Inselgruppe in Besitz. Von Port Egmont gibt es laut David kaum mehr etwas zu sehen - ausser natürlich der berühmten Bleiplakette. 

Am Nachmittag fährt uns der Herr über 132 Quadratkilometer Land zur eigenen Landebahn zurück, wo uns wenig später die FIGAS aufliest und nach Port Stanley zurückbringt. 


Blick zurück auf Settlement und Flugpiste auf Saunders Island
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Mittwoch, 31. Januar 2024

Falkland I: Wie man auf dem Weg dorthin im Gefängnis landet


Eingang zum "Malmaison Hotel"

Einmal einen Fuss auf Falkland zu setzen: Das war schon lange mein Traum. Das britische Überseegebiet östlich der südlichen Spitze von Südamerika besteht aus 200 Inseln, die wenigsten davon sind bewohnt. Von Natur aus gibt es keine Bäume, die wenigen windzerzausten Kiefern und Fichten wurden in den letzten zwei Jahrhunderten angepflanzt. Die rund 3800 Einwohnerinnen und -einwohner teilen sich den Lebensraum mit zehntausenden Schafen und Millionen von Pinguinen. 

Das wollten mein Reisekollege Stefan und ich mit eigenen Augen sehen. 

Unter Flugscham sollte man bei diesem Vorhaben keinesfalls leiden. Die erste Etappe führt von Zürich Kloten nach London Heathrow. Dort geht es mit dem Bus weiter über Oxford zur grössten Luftwaffenbasis der britischen Royal Air Force in Brize Norton. Zwei Mal pro Woche hebt die private Airline Air Tanker im Auftrag der britischen Regierung kurz vor Mitternacht ab und landet mit einem Zwischenstopp auf der Insel Ascension anderntags nach 18 Stunden auf der Royal Air Force Station Mount Pleasant auf Falkland. Die meisten im Flieger sind Soldaten und Soldatinnen. 

Um rechtzeitig in Brize Norton zu sein, entschlossen wir uns, die Nacht vom Dienstag auf Mittwoch (unserem Abflugtag) in der berühmten Universitätsstadt Oxford zu verbringen. Es gibt zahlreiche Hotels in der Stadt. 

Eines jedoch überragt alle: Das "Malmaison Oxford". 

Das Vier-Stern-Etablissement befindet sich im Her Majesty's Prison Oxford. Einen geschichtsträchtigeren Ort kann man sich nicht vorstellen. Hier eine Kurzversion:

Im Jahre 1071 erbauten  Normannen auf Anweisung von William dem Eroberer das Schloss von Oxford. Der grösste Teil von Oxford Castle wurde im Englischen Bürgerkrieg, der von 1642 bis 1649 tobte, zerstört. Was übrig blieb, wurde im 18. und 19. Jahrhundert zur Erweiterung des damals schon bestehenden Gefängnisses genutzt. 

Die Zustände mussten katastrophal gewesen sein. Die Gefangenen hatten für ihren Unterhalt selbst aufzukommen. Wer nicht verhungerte, wurde durch Krankheiten dahingerafft. Das Gefängnispersonal war berüchtigt für seine Brutalität. 1770 wurde das Gebäude als nicht geeignet für ein Gefängnis eingestuft.  

In viktorianischer Zeit wurde die Anlage modernisiert und ausgebaut. Die sanitären Einrichtungen wurden verbessert, es gab neue Zellen und ein Hof, wo die Gefangenen sich bewegen konnten. 

Bis 1863 gab es öffentliche Hinrichtungen. Die Insassen mussten Zwangsarbeit verrichten, so auch ein 7-jähriges Mädchen, das einen Kinderwagen gestohlen hatte und dafür zu einer Woche Gefängnis verurteilt wurde. In die kleinen Zellen wurden bis zu drei Insassen gepfercht. 

Erst 1996 wurde die völlig veraltete und überbelegte Anstalt für immer geschlossen. Für immer? Mitnichten. Regisseure und Drehbuchautoren entdeckten das Gefängnis als ideale Kulisse für Filme wie "Porridge",  "Bad Girls", "The Italien Job" und "Inspector Morse an The Bill". 

Damals erwarb die Hotelgruppe Malmaison das Oxford Castle und baute es um. 2006 wurde es eröffnet. Die 95 Hotelzimmer bestehen aus mindestens drei Gefängniszellen. Viele Originalelemente wie Metalltüren, Treppen und die typischen Gefängnisflure wurden beibehalten. 


So sah die Zelle für drei Gefangene bis zur Schliessung 1996 aus. 


Zimmer heute: Besteht aus drei Zellen. 

 


Spielereien im Zimmer.


Die Hotelkette hat sich darauf spezialisiert, historische Gebäude in Hotels zu verwanden. Dazu gehören unter anderem eine griechisch-orthodoxe Kirche in Glasgow (Werbespruch: Alles andere als orthodox) und und ein Bordell in Edingburgh (Werbespruch: Special Delivery).

Ich habe den Aufenthalt in dem überaus gepflegten Haus sehr genossen. In meinem Zimmer erkannte man auf den ersten Blick, wie klein die ursprünglichen Zellen war. Und der mitternächtliche Gang durch die weitgehend intakten Gefängnisflure werden mir in bleibender Erinnerung bleiben. Nicht minder spannend fand ich das kurzzeitige Eintauchen in die lange Geschichte des Gefängnisses. Offenbar taten  sich andere schwerer damit. 


Die Gefängnisflure um Mitternacht.

Im September 2021 kam es auf Twitter, YouTube und Instagram,  aber auch in britischen Tageszeitungen bis hin zum US-Magazin "Newsweek" zu heftigen Auseinandersetzungen. Auslöserin war eine Frau, die sich "erschüttert" zeigte, dass aus einem ehemaligen Gefängnis ein Luxushotel geworden sei, das viele Influenzerinnen zur Selbstdarstellung nutzten. Fett ab bekamen auch junge Paare, die in "Malmaison" prächtige Hochzeitsfeiern hielten. 

Dieser moralische Rigorismus wurde von vielen beklatsch. "Wie kann man hier Ferien machen, wo es hinter diesen Mauern doch so viel Leid und Grausamkeit gab?" kommentierte jemand. Das kam bei ebenso vielen Usern schlecht an. "Werden nun auch noch Gefängnisse gentrifiziert? Das ist absurd." 

Fachleute wiesen darauf hin, dass das ehemalige Gefängnis wegen seiner historischen Bedeutung auf der nationalen Liste der erhaltenswerten Objekte stehe. Statt es abzureissen sei es von der Hotelgesellschaft sorgfältig umgebaut und damit für die Nachwelt erhalten geblieben. 

Die Falklandinseln sind noch in weiter Ferne. Doch bereits die vergleichsweise kurze Etappe bis Oxford hat sich mit dem Experiment "Malmaison" mehr als nur gelohnt. "Der Weg ist das Ziel", soll Konfuzius schon vor zweieinhalbtausend Jahren festgestellt haben. Er hat - wie so oft - recht.

Bis bald. 






Montag, 20. November 2023

Saudi-Arabien VI: Das Kamel - mit und ohne Botox


Kamel auf dem Kamelmarkt von Buraida

Wie kommt der Beduine zu seiner Kamelherde? Auf einem Kamel natürlich. Falsch! Der Beduine von heute setzt sich in seinen Pickup und kurvt zur Kamelherde. 

Auf meiner Reise durch Saudi-Arabien bin ich gelegentlich auf Kamelherden am Strassenrand gestossen. Und fast immer stand ein Pickup in der Nähe. Die Kamele, die einst für Transport von Menschen und Gütern auf den alten arabischen Handelsrouten unverzichtbar waren, dienen heute anderen Zwecken. 

Auf Kamel-Treckings werden Touristen durch die Wüste geführt. Das Kamel ist ein Nutztier, das Wolle und Kamelmilch liefert und dessen schmackhaftes Fleisch zur saudischen Küche gehört. Nicht zu vergessen die Kamelhaut, die zu Leder verarbeitet wird.  

Grosser Beliebtheit erfreuen sich Kamelrennen und Kamel-Schönheitswettbewerbe. Dabei geht es rasch um viel Geld. Berühmt ist das König-Abdulaziz-Kamel-Festival, das etwa einen Monat dauert. In Al-Dahna in der Nähe von Ryad treffen sich die Züchter der schönsten Kamele. Dabei geht es um Preisgelder, die sich umgerechnet im hohen zweistelligen Millionenbetrag in Franken bewegen. 

Die wichtigsten Schönheitskriterien sind Nasenvorsprung, Halslänge, Flordichte, grosser Kopf, grosse Augen und Länge der Wimpern. 

Kein Wunder, dass dabei auch getrickst wird. So wurden Ende 2021 mehr als 40 Kamele am Schönheitswettbewerb disqualifiziert, weil sie Botoxinjektionen erhalten oder die Züchter bei ihnen kosmetische Eingriffe vorgenommen hatten. 


Zum Abtransport bereit: Immobilisierte Kamele.


Der Zufall wollte es, dass wir auf dem Weg nach Ryad im Ort Buraida auf einen Kamelmarkt stiessen. Das Treiben ist nichts für empfindsame Gemüter. Sind die Kamele verkauft, werden sie zum Liegen gebracht und die gefalteten Beine mit Bändern immobilisiert. Abtransportiert werden die Tiere, indem sie mit einem Kran auf Pickups und Lastwagen gehievt werden. 

Ein Fleischkamel kostet laut unserem Guide Khalid umgerechnet knapp 1000 Franken, während besonders schöne Zuchtkamele weit über eine Million Franken kosten können.   

Saudi-Arabien V: 7000 Jahre alte Nachrichten auf Felsen


Eine besonders schöne Gravur am Jebel Umm Sanman

Steinböcke, Pferde, Strausse, Kamele, Raubtiere: Das Bestiarium, das Menschen zwischen 10'000 bis 1000 v. Chr. auf den Felswänden am Jebel Umm Sanman hinterlassen haben, ist beindruckend. Noch beeindruckender: Die mit Schabern, aber auch Steinmeisseln hinterlassenen Spuren zeugen von gravierenden klimatischen Veränderungen lange vor unserer Zeit.

Am Berg erstreckte sich einst ein grösserer Süsswassersee. Etwa 5000 v. Chr. stiegen die Temperaturen massiv an, die einst grünen Landschaften auf der arabischen Halbinsel verwandelte sich in Wüsten. Der See und später die Oase Jubbah waren die einzigen Stellen, wo es noch Wasser gab.  


Jebel Umm Sanma, im Hintergrund die Oasenstadt Jubbah

Die klimatischen Veränderungen, an die sich die Menschen anpassen mussten, zeigt sich in den Motiven der Felszeichnungen. Die ältesten Zeichnungen aus dem Neolithikum stellen Tiere wie beispielsweise Steinböcke, Gesichter, menschliche Figuren, wie etwa Jäger und Gottheiten dar.


Nubischer Steinbock


Und so sieht ein nubischer Steinbock aus.

Nach der Domestizierung von Tieren wurden Zeichnungen von Haustieren gemacht, zum Beispiel die Darstellung eines Pferdes, das einen Wagen zieht. Die Gravur wird auf 3500 Jahre v. Chr. datiert. Als der erwähnte See vor etwa 3000 Jahren austrocknete, wurden die Kamele zum wichtigsten Nutztier der Bewohner. Aus dieser Zeit gibt es auch Inschriften in thamudischer (ein altnordarabischer Dialekt) und arabischer Sprache.


Kamele



Diverse Inschriften neben den Zeichnungen.

Eine der ersten Ausländerinnen, die über die Felszeichnungen berichtete, war Lady Anne Blunt, eine Enkelin von Lord Byron. Zusammen mit ihrem Mann Wilfrid Scawen Blunt, der sich unter anderem mit Essays über mittelöstliche Politik einen Namen geschaffen hatte, reiste Lady Blunt zwischen 1877 und 1881 dreimal durch die Wüste. Die Pferdeliebhaberin beschaffte sich auf diesen Reisen mehrere Vollblutaraber. 



 

Freitag, 17. November 2023

Saudi-Arabien IV: Wie die Nabatäerin Hinat zu ihrem Gesicht kam

Hinat, die Frau, die vor rund 2000 Jahren gestorben ist. 


Wer war Hinat? Im Jahr 60 oder 61 n. Chr. hat sie diese Information in eine Tafel über dem Eingang ihres Grabs in Hegra ritzen lassen. "Dies ist das Grab, das Hinat, Tochter Wahbus, für sich selbst und für ihre Kinder und Nachkommen erbaut hat. Es soll bis in alle Ewigkeit der Familie gehören. Niemand hat das Recht, das Grab zu verkaufen, zu verpfänden oder zu vermieten. Tritt dies dennoch ein, soll der Anteil am Grab an den rechtmässigen Erben zurückgehen. Im 21. Jahr von Malichus, König der Nabatäer."


Die Grabstätte von Hinat

Die Nabatäer hatten sich ab 1000 v. Chr. im heutigen Gebiet von Jordanien und im nördlichen Teil von Saudi-Arabien ausgebreitet und die Kontrolle über die wichtigen Handelsrouten nach Südarabien übernommen. Das bescherte ihnen grossen Reichtum. 

Davon zeugen die Gräber in der antiken Stadt von Hegra oder Mada'in Salih, wie die Ausgrabungsstätte im Nordwesten Saudi-Arabiens, rund 400 km nordwestlich von Medina, nahe der Oase Al Ula heute heisst. 

Beim Haupteingang zu der Gräberstätte informiert eine kleine Ausstellung über Hinat. 

Im "Grab von Hinat, Tochter Wahbus" fanden Archäologen menschliche Überreste, Textilien, Leder und pflanzliche Stoffe. Eine Grabanalyse ergab, dass bis zu 80 Personen hier begraben wurden. In einem hölzernen Sarg fanden die Forscher Überreste von mindestens vier Menschen – einem Erwachsenen und drei Kindern.

Beim Analysieren eines Schädels tauchte plötzlich die Frage auf, ob sich mit Hilfe von Kenntnissen aus Forensik und Paläopathologie nicht das Gesicht der verstorbenen Person rekonstruieren liesse. 

Die Analyse eines der Skelette im Grab ergab, dass es sich um eine Frau zwischen 40 und 50 Jahren von circa 1,60 Metern Grösse handelte. Die Art des Begräbnisses deutete darauf hin, dass sie der mittleren Gesellschaftsschicht angehörte. Die Archäologen nannten sie entsprechend der Inschrift des Grabs Hinat.

Eine Computertomografie des Schädels ergab Hinweise auf Osteoarthritis und eine Infektionskrankheit der Zähne – Elemente, die beim Formen von Hinats Mund berücksichtigt werden mussten. Anhand technischer Daten zu Gesichtsmuskulatur und Hautdicke rekonstruierten französische Spezialisten erst ein Computerbild von Hinats Gesicht, danach wurde eine dreidimensionale Version des Kopfs erstellt. 

Und nun blickt uns Hinat an, eine Frau, die vor 2000 Jahren gelebt hatte.    

 

 

Saudi-Arabien III: Auch früher klotzte man gerne in der Wüste


Das berühmteste Grab in Hegra

Wie versprochen folgt hier ein kleiner Exkurs in die Geschichte von Saudi-Arabien. Im ersten Jahrtausend vor Christus dürften sich die Nabatäer von Arabien aus in das Gebiet zwischen dem Roten und dem Toten Meer ausgebreitet haben. Als Karawanenhändler kontrollierten sie die Handelsrouten nach Südarabien und gewannen ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. erheblich an wirtschaftlicher und politischer Macht. Hauptstadt der Nabatäer war Petra im heutigen Jordanien.

Ihr Ruf war nicht der beste, wie der griechischer Geschichtsschreiber Diodor im 1. Jahrhundert v. Chr. festhielt:  

"Sie führen ein Räuberleben und plündern oft auf Raubzügen die Nachbarländer aus. Sie pflanzen weder Korn oder andere früchtetragende Bäume an, noch trinken sie Wein, noch bauen sie irgendwelche Häuser. Sollte jemand gegen diese Regeln verstossen, so wird dieser mit dem Tode bestraft. Obwohl es viele andere arabische Stämme gibt, die die Wüste als Weide nutzen, übertreffen sie die anderen bei weitem an Reichtum, obwohl sie nicht viel mehr als 10'000 zählen, denn nicht wenige sind gewohnt, Weihrauch und Myrrhe und auserlesene Gewürze zum Meer zu bringen."

Ausdruck dieses Reichtums und das Prestige der jeweiligen Familie zeigen sich in den 109 Gräbern in Nordwesten Saudi-Arabiens, in der antiken Stadt Hegra, das heute Mada'in Salih heisst und als erste saudische Stätte zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. 

Viele sind mit geschnitzten Adlern, mythologischen Figuren, Schlangen und Sphinxen verziert. Die grössten und am meisten verzierten Gräber wurden ganz bewusst so angelegt, dass sie vom Stadtzentrum Hegras aus sichtbar waren. 



Die Grabstätten wurden in hoch aufragende, honigfarbene Felsen gemeisselt, die sich in teileweise bizarren Formen aus dem Sand erheben. Die Gräber haben die Jahrhunderte der Sonneneinstrahlung und Erosion in bemerkenswert gutem Zustand überstanden. Auch die über 130 noch erhaltenen Brunnen, die von den Nabatäern angelegt wurden, deuten auf ein kompetentes Wassermanagement hin. 


Im Innern einer Grabstätte.

Was die Grabstätten von Hegra einzigartig macht, ist das geschriebene Wort. Im Gegensatz zu fast allen Gräbern in Petra tragen mehr als 30 der Grabfassaden von Hegra Inschriften. Es sind juristische Texte, die den Namen der Eigentümer und manchmal auch ihre Rolle in der Gemeinschaft angeben. Sie wurden in nabatäischer Schrift verfasst, einer Variante des Aramäischen, aus der sich später das Arabische entwickelte. 

Das berühmteste Grab von Hegra ist jenes von Lihyan, dem Sohn von Kuza, auch bekannt als Qasr Al Farid oder "Das einsame Schloss". Das 22 Meter hohe Bauwerk soll im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet worden sein. Das Grab ist von oben nach unten aus dem Felsen gemeisselt. 


Lihyans Grab ist 22 Meter hoch

So ikonisch das Grab von Lihyan ist, mich hat in Hegra ein anderes Grab noch viel mehr fasziniert. Dort fanden Forscherinnen und Forscher die Überreste einer nabatäischen Frau. Was mit Forensik, Paläopathologie und Kunst heute alles möglich ist, beschreibe ich im nächsten Eintrag.  



Mittwoch, 15. November 2023

Saudi-Arabien II: Kunst auf dem Erdölfeld

Fast wie eine Fata Morgana: Das King Abdulazis Center in Dhahran


Gerne hätte ich auf der Reise durch Saudi-Arabien eine Ölquelle aus der Nähe besichtigt. Doch das Vorhaben kam nicht zu Stande. Dafür bekommen die Gäste aus dem Ausland auf Schritt und Tritt vorgeführt, wofür der weltgrösste Erdölproduzent das Geld bevorzugt ausgibt: Für Kunst, Kultur und Kommerz. 

Und das am liebsten mit dem Prädikat: "Weltweit grösstes Projekt". Auf einer kleinen Stadtrundfahrt durch Riad zeigt der lokale Guide links und rechts auf riesige Baustellen. Da soll der grösste Park der Welt entstehen, dort die längste Sportanlage der Welt, nur um einige Beispiele zu nennen. Und da drüben soll der grösste Kubus der Welt als Teil des Projekts "New Murabba" entstehen. 

Eine erste Kostprobe erhielten wir mit der Maraya Concert Hall, einem spektakulären Bau in der gebirgigen Wüste im Nordwesten des Landes. Das grösste verspiegelte Gebäude der Welt hatte uns in seinen Bann geschlagen, wie ich in meinem letzten Blog-Beitrag ausgeführt hatte. 

Die zweite Kostprobe tauchte bei der Fahrt nach Dammam am Persischen Golf auf: Wie spielerisch hingeworfene monströse Felsbrocken taucht das "King Abdulaziz Center der Weltkultur", auf Arabisch Ithra im Stadtteil Dhahran. am Horizont auf. Der höchste "Felsbrocken" ragt 90 Meter in den Himmel. Nun reichen diese Meter in keiner Weise aus, um als grösstes Gebäude der Welt durchzugehen. 


Der Turm ragt 90 Meter in die Höhe.


Als absolute Augenweide reicht Ithra allemal, wir sind genau so verzaubert wie Tage zuvor von der Maraya Concert Hall. Und der guten Ordnung halber verlieh das US-Magazin "Times" dem vom norwegischen Architekturbüro Snøhetta entworfenen Bau nach der Eröffnung 2018 das Prädikat "einer der 100 besten Orte der Welt" zu sein.

Am Beispiel dieses Gebäudes lässt sich zeigen, wohin der mächtige Herrscher Mohammed bin Salman (MBS) sein Land treiben will. Der Wüstenstaat soll angesichts des allmählich zur Neige gehenden Ölreichtums neue Einnahmequellen erschliessen. Mit seiner "Vision 2030"  soll Handel, Tourismus und Kultur vorangetrieben werden. 

Es ist kein Zufall, dass Ithra in Dhahran steht. Ganz in der Nähe begann 1935 mit dem Bohrloch Nr. 7 Saudi-Arabiens Aufstieg zum grössten Erdölverkäufer der Welt. Und Hausherr von Ithra ist Aramco, mit 600 Milliarden Dollar der weltweit grösste Erdölförderer. Der Multi hat seinen Hauptsitz in einem riesigen, teilweise abgegrenzten Stadtteil von Dhahran. In dem luxuriös ausgestatteten Viertel mit eigener Universität leben über 50'000 Aramcons, wie die Angestellten sich selber bezeichnen.  


Die Bibliothek im Ithra


Ithra soll diese Zukunftsperspektiven widerspiegeln. Im 90 Meter hohen Turm befinden sich unter anderem eine Bibliothek mit 350'000 Büchern in arabischer und englischer Sprache, ein digitales Ideenlabor und ein Museum für moderne Kunst. Ebenerdig gibt es einen Konzertsaal für 900 Personen und ein Kino. Im Konzertsaal waren schon das Wiener Kammerorchester, das London Symphony Orchestra und das Mariinski-Orchester aus St. Petersburg zu Gast. 

Im Untergeschoss findet die Vergangenheit statt. Dort gibt unter anderem eine Ausstellung Auskunft über die Geschichte der Erdölförderung, es ist zugleich die Geschichte von Armaco. 

Seit der Eröffnung haben über drei Millionen Menschen Ithra besucht. Das ist umso bemerkenswerter, weil Kino, Kunst, Musik und vieles mehr im Ithra bis zum Machtantritt des Kronprinzen nach islamischem Glauben verboten, "haram", war. MbS will bis 2030 gegen 100 Millionen Touristen ins Land holen. Vor der Pandemie reisten 20 Millionen Personen nach Saudi-Arabien, wobei es sich praktisch ausschliesslich um Pilger nach Mekka und Medina handelte. Nun soll der nichtreligiöse Tourismus mit allen Mitteln angekurbelt werden.


Ithra mit nächtlichem Lichtspiel


Als wir Ithra beim Eindunkeln verlassen, bietet sich uns ein wahres Farbspektakel. Nun, wie ich bereits im ersten Eintrag festgehalten habe: Meine Reise nach Saudi-Arabien bot sehr vieles aus der Vergangenheit des Wüstenstaates. Nach meinem Geschmack etwas zu viel, aber über zwei eindrückliche Abstecher möchte ich in den nächsten Beirägen berichten. 



Montag, 13. November 2023

Saudi-Arabien I: Spiegelungen in der Wüste



Weihrauchvergangenheit und jahrhundertalte Lehmziegelbauten? Oder doch lieber futuristische Spiegelarchitektur in der Wüste? Meine jüngste Reise nach Saudi-Arabien bewegte sich in diesem Spannungfeld. 

Saudi-Arabien, der weltgrösste Öllieferant, versucht sich derzeit in Richtung hypermoderne Zukunft zu katapultieren. Zum Beispiel mit dem Projekt Neon: Auf einer Fläche der Grösse von Belgien entsteht Neom mit The Line als Prunkstück. Die Bandstadt soll 170 Kilometer lang, 200 Meter breit und 500 Meter hoch werden. Die Rede ist von der grössten Baustelle der Welt. 

Als Schweizerin, die in der Kleinräumigkeit lebt, ist man erst einmal baff und dann sehr neugierig. Bei den aktuellen Reisen nach Saudi-Arabien findet diese Entwicklung noch keinen grossen Niederschlag. Weihrauchstrasse, Grabstätten von 7000 Jahre alten Zivilisationen und vieles mehr aus der Vergangenheit macht sich im Programm besser als Futurismus in der Wüste. 

Die von der Reisehochschule Zürich organisierte Reise nach Saudi-Arabien bot mir vor allem diesen historischen Überblick: Dazu gehören etwa Lehmziegelhäuser, die wie vier weitere Orte in Saudi-Arabien zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Nachdem die Reisende bemerkte, dass die besuchten historischen Stätten eigentlich nur aus renovierten Fassaden bestanden, dahinter ging der Zerfall munter weiter, sank bei mir das Interesse massiv. In den musealen Bauten wohnt praktisch kein Mensch mehr. 

Einer überaus musikaffinen Mitreisenden war es zu verdanken, dass wir in Al Ula im Nordwesten Saudi-Arabiens eine unerwartete Programmänderung machen konnten: Sie wollte unbedingt die Maraya Concert Hall sehen. Maraya? Wir anderen hatten noch nie etwas davon gehört. Und so fuhren wir in eine gebirge Wüstenregion - und plötzlich stand Maraya vor uns. 


Wir staunten und waren hin und weg. Die Maraya Concert Hall - Maraya ist das arabische Wort für Spiegel - besteht aus einer Spiegelfassade, die insgesamt 9740 Quadratmeter umfasst. Das rundum verspiegelte Gebäude schaffte es umgehend in die Guinness World Records als grösstes spiegelverkleidetes Gebäude der Welt. 



Zum Gebäude gehört eine über 800 Quadratmeter grosses auffahrbares Fenster, das einen Ausblick auf die faszinierende Wüstenlandschaft ermöglicht. Das Meisterwerk stammt vom deutsch-italienischen Architektur- und Design-Team Gio Forma.


Zu den ersten Künstlern, die hier auftraten, gehörten Andrea Bocelli, Lionel Richie und Yanni. Inzwischen haben Luxusmarken wie Cartier und Rolls Royce den Glastempel für Werbeaufnahmen entdeckt. Im Frühjahr 2023 fand eine grosse Ausstellung zu Andy Warhol statt. 

Freitag, 11. August 2023

Wie wir von Zermatt nach Cervinia gondelten




Auch mit Wolke eine Wucht: Das Matterhorn.









Wenn Bahnbetreiber und Touristiker von einem neuen Angebot schwärmen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die frohe Botschaft ignorieren - oder hingehen und testen. Und deshalb machte ich mich kürzlich zusammen mit Wanderexperte Thomas Widmer auf nach Zermatt. 

Dort gibt es seit kurzem eine neue Bahn, die erstmals die Schweiz und Italien über die Alpen verbindet. Sie schliesst das Teilstück zwischen Klein Matterhorn auf 3883 m Höhe mit der Station Testa Grigia, wo die Grenze zwischen der Schweiz und Italien verläuft.

Zu den Vorbereitungen dieser Expedition gehörte der Kauf des Tickets für die spektakuläre Traverse unterhalb des ikonischen Matterhorns. Nach einigen Stolperern gelang es mir, das Ticket online zu erwerben. Stolperer? Wer im Besitz eines SwissPass Mobile ist, kann sich das Billett nicht wie gewohnt aufs Handy laden, sondern muss den Kauf auf die physische Karte laden und diese dann auf die Expedition mitnehmen. 

Ein permanentes Ärgernis: Der Bahnhof von Visp

Und dann gings nach Zermatt. Die Herausforderungen der Überquerung des 3883 hohen Klein Matterhorns fingen bereits in Visp (658 m ü. M.) an. Der Zug aus Zürich via Bern, Ankunft um 9.02 in Visp, war proppenvoll mit Gästen nach Saas Fee und Zermatt. 

Und alle landeten im Flaschenhals von Visp: Die Abgänge (und ergo auch die Aufgänge) zu den Perrons sind skandalös eng. Eilige Passagiere, gehbehinderte Passagiere, Passagiere mit Gepäck und Kinderwagen - alle werden sie in die eklatant engen Abgänge gezwungen. Der Langsamste bestimmt das Tempo. Was sich die Bauherrschaft beim Umbau 2006 gedacht hat, bleibt schleierhaft. 

Resilienz war danach auch in der Visp-Zermatt-Bahn gefordert. Einen einzigen Erstklasswagen gabs, obwohl der Ansturm von Fahrgästen gross war. 

Zermatt ist ein wunderbarer Ort, der Spaziergang zur Talstation ein Vergnügen. Ein kurzes Vergnügen, leider. In der Talstation von Zermatt herrschte ein infernalischer Baulärm. Glücklicherweise erfolgte der Einstieg in die Gondel zügig. 

Von Zermatt gings hoch nach Furi, Schwarzsee zum Trockenen Steg. Ab hier fahren die neuen Panoramakabinen, deren Design vom italienischen Designstudio Pininfarina stammt. Die Fahrt auf das Klein Matterhorn - pardon: Matterhorn Glacier Paradise wie die Station neuerdings heisst, dauerte nur wenige Minuten.  



Das neue Teilstück nach Testa Grigia


Wir beschlossen, die höchstgelegene Bahnstation Europas auf dem Rückweg in Augenschein zu nehmen und fuhren gleich weiter nach Testa Grigia. Unter uns erstreckte sich der Theodulgletscher, auf einer präparierten Piste tummelten sich ziemlich viele Skifahrer. 



Die Schweizer Station auf Testa Grigia.

Bis jetzt funktionierte der SwissPass in Kartenform bestens bei allen Drehkreuzen. Das böse Erwachen kam auf der italienischen Seite der Station Testa Grigia. Das Drehkreuz zur italienischen Seilbahn machte keinen Wank. Ein mürrischer Angestellter beschied uns, dass die Karte in Italien nicht gültig sei, wir müssten ein Ticket kaufen gehen. Alle Versuche, ihm zu erklären, dass wir die gesamte Strecke im Voraus gebucht und bezahlt hätten, waren vergeblich. 

Wir kehrten zur Kasse auf Schweizer Boden zurück und wiesen unsere Karten vor. Der Schalterangestellte legte die Dinger auf einen Kartenleser - alles war ok. Zur Sicherheit begleitete er uns zurück auf italienischen Boden, redete kurz mit dem Angestellten und hielt dann unsere Karten an den elektronischen Kartenleser - und zack: Das Drehkreuz öffnete sich. 

Bergsteiger und und Skifahrer drängten in die grosse Kabine, die Testa Grigia mit der Station Cime Bianche Laghi verbindet. Wir stellten bald fest, dass die Gondelbahnen auf der italienischen Seite ziemlich veraltet sind. In der kleineren Gondel ab Cime Bianche Laghi liessen sich die Kabinentüren nicht mehr komplett schliessen. 


Die Talstation in Cervina (links) mit der Bauruine.

Nach dem mondänen Zermatt, den rundum erneuerten Bergstationen mit ultramodernem Bahnmaterial ist die Einfahrt nach Cervinia ein kleines Schockerlebnis. Die Talstation ist arg in die Jahre gekommen. Noch brutaler fürs Auge ist der Anbau zur Station. Es handelt sich um eine riesige und grausliche Bauruine, notdürftig mit Holzbrettern gegen die Strasse gesichert. 

Ein rascher Blick ins Internet schaffte uns Klarheit: Bei der Ruine handelt es sich das einstmals imposante "Grande Albergo del Breuil – Gran Baita", das am 1. Juni 1937 eröffnet worden war. Nur zwei Jahre später brach in den obersten Stockwerken ein Feuer aus. Der Schaden wurde damals behoben. Das endgültige Aus kam am 8. Juli 1973. Erneut brach ein Feuer aus, und zerstörte weite Teile des Hotels.


Und so sah das Luxushotel in seiner besten Zeit aus.

44 (!) Jahre später entschloss sich eine Gruppe von Unternehmern, die Ruine zu kaufen und daraus wieder ein Grand Hotel für 250 Gäste zu errichten. Der Wiederaufbau werde bald starten, hiess es 2017 in Cervinia. Seither sind wieder sechs Jahre ins Land gegangen, die Ruine gammelt weiter vor sich hin. 

Wer mehr über die Ruine wissen will, wird hier fündig: https://www.cerviniaicons.com/mountain/2017/04/la-gran-baita/

Breuil Cervinia, wie der Ort korrekt heisst, zeichnet sich durch einen wilden Architektur-Mix aus. Nach einem reichhaltigen Apero in der einzigen verkehrsfreien Strasse von Cervinia machten wir uns wieder auf den Rückweg. 

Auch auf 3492 Metern thront eine Ruine

Ganz entspannt, weil der SwissPass tadellos funktionierte, konnten wir die grandiose Berglandschaft in den Blick nehmen. Im Sommer ist die italienische Seite alles andere als aufregend. Eine graue Gerölllandschaft, durchzogen mit Skiliften. Und noch einer Ruine! Von blossem Auge ist das Gebäude auf der Furggen kaum zu erkennen. Der 3492 Meter hohe Berg liegt auf der italienisch-schweizerischen Grenze, ganz nahe beim Matterhorn und dem Furgghorn.

Hier oben wollte Cervinia eine Bahnstation bauen. "Kühn wie ein Adlerhorst und avantgardistisch wie ein Raumschiff sollte die Bergstation an der Felskante hoch über dem Abgrund  thronen", heisst es auf der Onlineplattform Retrofuture (http://www.retrofutur.org/), die sich unter anderem mit Infrastruktur im Gebirge beschäftigt. Die geplante Seilbahn sollte die Station Plan Maison mit der Furggen verbinden. 

Für das ambitionierte Projekt wurde einer der bekanntesten Architekten Italiens, Carlo Mollino, engagiert. "Mollinos Entwurf sah grosszügige über der Tiefe schwebende Plattformen vor, die von eleganten Strukturelementen getragen werden sollten, gekrönt von einem Restaurant mit weiter Glasfront", heisst es in Retrofuture weiter.

Doch Molinos Entwurf von 1951 konnte wegen der enormen Baukosten nicht umgesetzt werden. Stattdessen wurde eine einfache Seilbahnbergstation gebaut. Die passionierten Skifahrer kamen dennoch. Die Skiabfahrt mit der Nummer 9 galt als eine der spektakulärsten, aber auch überaus gefährlichen im Alpenraum.

Im März 1993 fegte ein Eissturm über die Anlage, das Zugseil riss unter der Last des Eises. Die Bahn musste ihren Betrieb einstellen. Auf ein Wiederaufbau wurde verzichtet. Nun steht eine Ruine mehr in den Bergen. 

Und was war mit dem Matterhorn, das ja schliesslich mit ein Grund war, warum wir die Fahrt unternahmen? Es zierte sich wie eine richtige Diva. Das oberste Drittel war praktisch den ganzen Tag in Wolken gehüllt. Erst kurz vor der Einfahrt in Zermatt war plötzlich ein winziger Teil der Spitze zu sehen. 

Dabei scheut Zermatt keine Kosten, den Feriengästen den berühmten Berg aus allen erdenklichen Winkeln zu zeigen. Dazu gehört die "Lupe", eine kreisrunde Konstruktion auf dem ersten Seilbahnmast nach Zermatt. Durch sie wird ab 2024  die neue Gondelbahn führen, die derzeit noch gebaut wird. Sie wird die Gäste via Furi und Trockener Steg auf das Klein Matterhorn führen. Beim Passieren der Lupe sollen die Passagiere das Matterhorn voll im Blick haben. Wenn sich die Diva zeigt...

Lohnt sich die Traverse nach Cervinia und umgekehrt? Oder anders gefragt: Werden die Touristinnen und Touristen aus Asien, die in Italien ankommen und nach Frankreich weiterreisen wollen, diesen neuen Weg über Zermatt wählen? Das gilt dito für die Gäste, die in Deutschland ankommen und nach Italien weiterreisen wollen. Darauf hoffen die Tourismusverantwortlichen in Zermatt. 

An ihnen dürfte es auf jeden Fall nicht liegen. In der Zermatter Talstation wird derzeit eine Gepäckabfertigung eingerichtet. Wie im Flughafen sollen die Transitreisenden ihr Gepäck abgeben können. Täglich sollen zwei Gepäcktransporte in beide Richtungen stattfinden. 

Die grosse Frage: Macht auch Cervinia mit und erneuert rechtzeitig die veraltete Bahninfrastruktur bis Testa Grigia inklusive Gepäcktransport? 












 



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